Montag, 30. März 2015

Zehn Jahre Hospiz Elias: „Leben – ein Leben lang“

Vor zehn Jahren wurde das stationäre Hospiz Elias in der Gartenstadt eröffnet. Vieles hat sich seitdem verändert – politisch, gesellschaftlich und hospizlich. Über 1.000 Menschen sind bisher hier verstorben, immer stehen Menschen mit akutem Bedarf auf der Warteliste für einen Hospizplatz.

Das Jubiläum feiert die Ludwigshafener Einrichtung mit einem bunten Strauß an Veranstaltungen: Das Leitthema des Hospiz: „Leben – ein Leben lang“ wurde übertragen in das Motto „Lebens-Zeit“. Drei unterschiedliche Kunstrichtungen (Musik, Malerei, Buch) nehmen den letzten Lebensabschnitt als wertvollen Lebensinhalt und existenzielle Erfahrung des Menschen in den Fokus.

Der Auftakt ist am Samstag, 18.04.2105, ab 10 Uhr, wenn der international bekannte Graffiti-Künstler „Hombre“ aus Mannheim (Pablo Fontagnier) gemeinsam mit vier weiteren „Sprayern“ das Ludwigshafener Wahrzeichen „Tortenschachtel“ am Berliner Platz zum Thema „Lebens-Zeit“ gestaltet. Begleitet wird das Event von einem „Hip Hop Jam“.

Am Sonntag, 19.04.2015, um 17 Uhr sind alle Interessierten eingeladen zum Festakt „10 Jahre stationäres Hospiz Elias“ im Theater im Pfalzbau. Dort wird die eigens für das stationäre Hospiz durch Thomas Bierling komponierte Sinfonie „Lebens-Zeit“ in Zusammenarbeit mit der Musikschule Ludwigshafen uraufgeführt. Einen tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit im Hospiz gibt das zum Jubiläum erscheinende Buch „Der Tod treibt das Leben auf die Spitze“.

Bis heute sind im stationären Hospiz Elias 1044 Frauen und Männer zwischen 21 und 98 Jahren verstorben, 96 Prozent der Patienten waren an Krebs erkrankt. „In den vergangenen zehn Jahren ist das Hospiz zu einem wichtigen Baustein in der bundesweiten Hospizlandschaft und vor allem auch der Versorgung in Ludwigshafen und Umgebung geworden“, betont Marcus Wiechmann, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH (Träger des Hospizes).

Das Hospiz in der Steiermarkstraße, das als ein besonderer Ort für Sterbende eingerichtet wurde, sei vor allem ein Ort zum Leben. „Viel Zeit wird für Gespräche verwandt, für Information, Beratung und Aufklärung. Immer wieder stehen wir aber auch vor neuen Herausforderungen – zum Beispiel bei der Begleitung von jungen Familienvätern oder Müttern, inklusive kleiner Kinder“, berichtet Rolf Kieninger. So gibt es im Hospizgarten auch einen kleinen Spielplatz.

Auch in der aktuellen Sterbehilfediskussion bezieht das Team des Hospiz Stellung: „Mit einer aktiven Tötung kann keine Würde am Lebensende garantiert werden. Es gibt alternative Wege“, erklärt Rolf Kieninger. Der Wunsch nach Sterbehilfe sei oft eine Folge der Angst vor Hilflosigkeit und Schmerzen am Lebensende, so der Fachmann, der täglich Sterbende und ihre Angehörigen und Freunde begleitet.

„In der Hospizarbeit erleben wir, dass die Arten der Sterbehilfe, wie sie in Deutschland bisher geregelt sind, nämlich die aktive, indirekte und passive Sterbehilfe, sowie die Beihilfe zum Suizid nicht bekannt sind. Betroffenen und oft auch behandelnden Ärzten ist klar, was straffrei ist und was nicht“, führt er aus und appelliert: „Es ist zwingend notwendig, die Hospiz- und Palliativlandschaft weiter auszubauen.“

Einiges hat sich seit den Anfängen verändert: „Die Menschen in und um Ludwigshafen wissen inzwischen mehr über die Hospizarbeit. Auch die Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod findet eher statt“, schildert Rolf Kieninger. Auch das Team vom Hospiz Elias hat bei dieser Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt.
Positiv für Patienten und Angehörige sei auch, dass die Finanzierung des Hospizaufenthaltes seit einigen Jahren ohne Eigenanteil geregelt ist. „Schwierig bleiben aber nach wie vor die zehn Prozent der Kosten, die vom Träger sichergestellt werden müssen, also über Spenden und Patenschaften abgedeckt werden. Das sind pro Jahr mindestens 80.000 Euro.“

Ein großer Vorteil in Ludwigshafen: Vier auf Schmerzmedizin und Palliative Care spezialisierte niedergelassene Ärzte stehen rund um die Uhr für die Bedürfnisse der Patienten zur Verfügung. Tragend für die Hospizarbeit sind auch in dem stationären Hospiz die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Seit einigen Jahren sind das immer rund 25 Frauen und Männer, die sich zwischen zwei und sechs Stunden pro Woche engagieren. Und auch das multiprofessionelle hauptamtliche Team von 15 Mitarbeitern bringt sich engagiert ein. „Und viele Bürgerinnen und Bürger, eine Reihe von Paten und der Förderverein ermöglichen unsere Arbeit und Betreuung durch ihre Spende“, so der Hospizleiter.

Unterstützung durch Förderverein

Bereits 2001 wurde der Förderverein Hospiz für die Stadt Ludwigshafen und den Rhein-Pfalz-Kreis e.V. gegründet. Die Aufgabe, die die Aktiven sich damals gesetzt hatten, war die ideelle und finanzielle Unterstützung der Hospizarbeit. Ein großes Anliegen war von Anfang an die Errichtung eines stationären Hospizes. Es sollte neben dem ambulanten Hospiz- und Palliativdienst die ganzheitliche helfende Begleitung von schwerstkranken Menschen und ihnen Nahestehenden ermöglichen.

Seit der Errichtung des stationären Hospiz Elias unterstützt der Förderverein bei vielfältigen Anliegen: etwa in der Gestaltung des Hauses, durch Fortbildungen von Haupt- und Ehrenamtlichen oder medizinische und therapeutische Hilfsmittel. „Diese finanzielle Beteiligung ist wichtig, da Hospiz- und Palliativeinrichtungen bis heute nicht kostendeckend im Rahmen der Sozialgesetzgebung finanziert werden. Der Förderverein mit seinen rund 300 Mitgliedern wird das Hospiz Elias auch weiterhin nach Kräften unterstützen. Mit unterschiedlichsten Aktivitäten wollen wir darüber hinaus weiter einen Beitrag leisten, die Hospizidee im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern“, betont der Vorsitzende Clemens G. Schnell.

Weitere Informationen unter www.hospiz-elias.de

Text: Katja Hein, St. Marienkrankenhaus; Foto: Hospiz Elias