Dienstag, 10. März 2015
„Einzigartige Gelegenheit zu mehr interreligiösem Dialog“
Die Wurzel, der Weg, der Segen – unter diese drei Schlagworte war der ökumenische Gottesdienst anlässlich der Woche der Brüderlichkeit in St. Ludwig gestellt. Für Dekan Alban Meißner war dieser Gottesdienst etwas Besonderes, war er doch nicht nur von katholischer und protestantischer Kirche getragen, sondern von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Ludwigshafen. „Es ist gut, dass Christen und Juden auf ihre gemeinsamen Wurzeln blicken“, sagte er in der Begrüßung.
In seiner Kurzpredigt ging er noch einen Schritt weiter: Bezogen auf das Bibelwort „Ist die Wurzel heilig, so sind es auch die Zweige“ stellte er die Frage, ob es nicht möglich sei, auch den Islam als Zweig in einem monotheistischen Stamm zu sehen. Wenn der Gärtner dieses Baumes Gott selbst sei, der diesen Baum gepflanzt hat, „wer könnte sich anmaßen, Zweige abzuschneiden?“ Er würde gerne mit Juden und Muslimen gemeinsam darüber sprechen, wie sie zu diesem Bild stehen, und wäre „gespannt auf den Weg, der dabei entstehen würde“.
Die protestantische Dekanin Barbara Kohlstruck stellte die Aufforderung des 1. Buch Mose, sich auf den Weg zu machen, in den Mittelpunkt ihrer kurzen Ansprache. Die Menschen in der Bibel ließen sich oft darauf ein, sich aufzumachen ins Ungewisse. Im christlich-jüdischen Dialog sei viel gewachsen in den vergangenen Jahren, und das habe auch die Beteiligten verändert. Viel Mut und die Bereitschaft zuzuhören erfordere es von allen Seiten, diesen Dialog nun auch mit anderen Religionen zu führen, aber: „Solche Dialoge bringen uns den Frieden näher“.
Hans-Erhard Wilms von der Baptisten-Gemeinde richtete den Blick auf die Segenszusage Abrahams sowie die Aufforderung: „Ein Segen sollst du sein“. Das sei damals wie heute die Basis gewesen, sich auf unbekannte Wege zu machen.
Dass die Woche der Brüderlichkeit in Ludwigshafen eröffnet wurde, wertet Dekan Meißner als eine „einzigartige Gelegenheit“. Dieses Erlebnis motiviere dazu, sich noch mehr mit dem jüdischen Glauben zu befassen und helfe, den Dialog in der Metropolregion zu verstärken. Besonders beeindruckt hat ihn bei den offiziellen Veranstaltungen Landesrabbiner Henry Brandt und dessen „authentische Betrachtung der Bibel“.
Wichtig ist ihm nun die Veranstaltung am Donnerstag, 19.03.2015: Das protestantische und katholische Dekanat laden um 20 Uhr im Rathaus gemeinsam einen Vortrag mit Gespräch zum Thema „Auf dem Weg zu einem Forum der Religionen für Ludwigshafen“ ein. Ziel ist es, in der multikulturellen und multireligiösen Stadt Ludwigshafen den Dialog auf alle Religionen auszuweiten. Schon jetzt gibt es einen christlich-jüdischen sowie einen christlich-islamischen Gesprächskreis, und darauf aufbauend soll es ein gemeinsames Forum geben für das regelmäßige Gespräch über Themen der Religionsgemeinschaften und der Stadt.
Das Heinrich Pesch Haus lädt zum Vortrag „Christlich-jüdische Gemeinsamkeiten im gelebten Glauben“ am Montag, 16.03.2015, um 19.30 Uhr ein.