Mittwoch, 16. November 2016

„Glauben Sie an Gott?“ - „Irgend etwas muss es ja geben….“

„Glauben Sie eigentlich an Gott?“ Das war die Frage eines Rekruten nach dem Mauerfall. In dieser Zeit bin ich vielen Ungetauften und Kirchenfernen begegnet. Der junge Mann meinte es nicht böse. Eigentlich musste er doch wissen, dass ein katholischer Seelsorger diese Frage positiv beantworten würde. Er stammte aus den neuen Bundesländern. Es gab nicht so viele Berührungspunkte mit Glauben und Kirche. Das Gespräch mit Christen war auch nicht an der Tagesordnung.

Es war ein gutes Gespräch damals. Es war auch nicht einfach zu antworten. Es ging nicht nur um Theologie. Es ging um mein persönliches Gottesbild und um mein Zeugnis.

Die Frage nach Gott stelle ich häufig bei Trauergesprächen und erhalte sehr unterschiedliche Antworten. „Irgendetwas muss es ja geben...“ ist eine Antwort. Häufig wird auch mit  einem eher mitleidigen Lächeln geantwortet. Der Bezug zwischen Gott und seinem unzureichenden „Bodenpersonal“ ist auch nicht selten.

Die Vorstellungen von Gott und die Gottesbilder ändern sich im Leben. Mancher würde gerne glauben und kann es nicht. Der Glaube an einen lebendigen Gott ist immer ein Geschenk.

Bei Exerzitien wurden drei Glaubenssätze gesagt. Sie steigern sich. Der erste ist uns geläufig: Ich glaube an Gott. So beginnt unser Glaubensbekenntnis. Dieser Gott wird dann beschrieben. Das beschriebene wird dann mit dem „Amen“ bekräftigt. Der zweite Glaubenssatz heißt: Ich glaube an dich, Gott. Da wird es personal. Gott wird ein Gegenüber. Es entsteht ein Dialog. In einem dritten Satz heißt es: Ich glaube dir, Gott. Es gibt Versprechen und Zusagen in der Bibel. Jetzt kommt Vertrauen ins Spiel. Vertrauen ist eine Chiffre für unseren Glauben.

Wir nähern uns dem Ende des Jahres  der Barmherzigkeit. Die Bilder von einem liebenden Gott sind uns im Lukasevangelium immer wieder begegnet.

Gott geht uns nach. Er sucht uns. Er heißt uns mit offenen Armen willkommen. Er liebt uns ohne Vorleistung und trotz aller Schuld. Johannes vom Kreuz hat es im 16. Jahrhundert einmal wunderbar gesagt: Sucht auch der Mensch nach Gott, vielmehr sucht Gott den Menschen!

Diakon Hubert Münchmeyer, Pfarrei Heilige Petrus und Paulus, in der Kolumne „Wir in LU“ in der Kirchenzeitung „der Pilger“

Bild: WELSTech / CC0 – gemeinfrei / Quelle: flickr.com