Dienstag, 17. April 2018
Fehlender Wohnraum auch Thema des Caritas-Berichts
Seit drei Jahren ist Beate Czodrowski Leiterin des Caritas-Zentrums Ludwigshafen, seit August 2017 allein verantwortlich. Kolleginnen und Kollegen aus dem Zentrum berichten ihr, dass schon seit 30 Jahren Wohnraum knapp ist in der Stadt. In diesem Jahr hat der deutsche Caritasverband dieses Thema zur Jahreskampagne gemacht: „Jeder Mensch braucht ein Zuhause.“ - „Dieses Thema passt perfekt zu unserer Arbeit“, sagt Beate Czodrowski. Als Basis für diese Aussage zieht sie auch den Jahresbericht für 2017 heran.
Kein Beratungsangebot, bei dem sich das Thema „Wohnungsnot“ nicht in irgendeiner Form spiegelt. Ganz gravierend ist es zu spüren bei der allgemeinen Sozialberatung: 704 Menschen suchten hier im vergangenen Jahr Unterstützung (Vorjahr: 665), wobei die häufigsten Themen Rechtsfragen und finanzielle Probleme waren; aber 200 Menschen nahmen auch die Möglichkeit einer Postadresse an. „Eine Postadresse brauchen Menschen, die keinen Wohnsitz haben; bei den meisten handelt es sich um verdeckte Wohnungslosigkeit“, erläutert die Zentrumsleiterin. Sie leben nicht offensichtlich auf der Straße, sondern kommen mal bei Freunden unter, schlafen mal auf der Straße oder suchen andere Übergangsquartiere.
Diese Menschen wollen auf keinen Fall in eines der Einweisungsquartiere“, betont Czodrowski – es ist ihnen dort zu gefährlich, zu schmutzig, sie fürchten Stigmatisierung oder den Beginn einer Abwärtsspirale für ihr Leben. Zunehmend sind die Hilfesuchenden in der Allgemeinen Sozialberatung junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren.
Zahlenmäßig den größten Anteil der Klienten stellen die, die zum Fachdienst Migration und Integration kommen: 2335 Menschen (1791 im Vorjahr). „Der Trend wird weiter in diese Richtung gehen“, ist Czodrowski überzeugt. Dass auch diese Menschen bezahlbaren Wohnraum suchen, ist nicht überraschend. Zudem ist der Anteil der Familien mit Migrationshintergrund in der Erziehungsberatung gestiegen.
Die Beratungsarbeit für Menschen mit Migrationshintergrund dauert sehr viel länger als gewohnt. Der Grund: Sprachbarrieren. Auch wenn ein Dolmetscher oder Brückenbauer gefunden ist, wird die Kommunikation erschwert. Das spielt auch eine wesentliche Rolle in der Arbeit der Schwangerschaftsberatung.
Erschwerend kommen hier auch kulturelle Unterschiede hinzu – etwa das Rollenverständnis zwischen Mann und Frau und intime Fragen, die gestellt und beantwortet werden müssen. 501 Frauen suchten die Hilfe der Schwangerschaftsberatung (2016: 515), von den insgesamt 1390 Beratungen waren 161 Mailberatungen und 127 Beratungen im Chat. Dieses Angebot, das gut angenommen wird, soll deutschlandweit ausgebaut und professionalisiert werden.
Auch in der Suchtberatung ändert sich die Altersstruktur der Klienten: 377 wurden beraten, zunehmend sind es jüngere Menschen unter 30 Jahren oder ältere über 50 Jahre.
412 Menschen kamen zur Erziehungsberatung und benötigten insgesamt 1953 Beratungen. Die meisten (232) haben Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Zunehmend kommen Eltern mit psychischen Erkrankungen, die sich auf das gesamte Familiensystem auswirken. Nachgefragt wird auch oft die Familientherapie und das Multifamilientraining. Seit einem Jahr besteht die Möglichkeit, diese Beratung in der Außenstelle in Mundenheim wohnortnah wahrzunehmen; ebenso gibt es auch hier die Möglichkeit einer Online-Beratung.
Im Caritas-Zentrum arbeiten 37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich 23 Vollzeitstellen teilen.
Kontakt: Caritas-Zentrum Ludwigshafen, Ludwigstr. 67-69, Tel. 0621-598020, Empfangszeiten sind montags bis donnerstags von 9 bis 16.30 Uhr, freitags von 9 bis 14 Uhr. Termine sind nach telefonischer Vereinbarung oder über die Online-Terminvereinbarung www.caritas-zentrum-ludwigshafen.de möglich.