Montag, 24. Juli 2017
Ende der geteilten Leitung im Caritaszentrum
Im August endet nach zwei knapp Jahren im Caritaszentrum in Ludwigshafen ein Novum: die geteilte Leitung des Zentrums durch Birgit Andreas und Beate Czodrowski. Birgit Andreas wechselt in die Zentrale des Caritas-Verbands in den Bereich Qualitäts- und Projektsteuerung der Abteilung Soziales. Beate Czodrowski leitet von da an das Caritaszentrum alleine.
Das Projekt endet nicht, weil es gescheitert wäre – ganz im Gegenteil: Birgit Andreas war und ist froh über die Möglichkeit, die Leitung zu teilen: „Als Chefin ist man häufig ein „Alleinkämpfer“. Eine geteilte Leitung ermöglicht es, voneinander zu lernen, gemeinsam Verantwortung zu tragen, gemeinsam Ideen zu entwickeln, gemeinsam zu reflektieren“, sagt sie. Der Mehrwert an kreativen Lösungen und neuen Ansätzen sei ein sehr hoher Gewinn, alleine „schmort“ man dann doch eher im eigenen Saft. Ebenso empfindet sie es sehr wertvoll, direktes Feedback zu erhalten - das kann jemand Gleichrangiges einfach leichter als ein unterstellter Mitarbeiter.“ Es gebe aber auch wichtige Voraussetzungen dafür, dass es klappt: „Es muss fachlich und menschlich passen; diejenige, die abgibt, muss auch loslassen können; gegenseitiges Vertrauen ist unerlässlich.“
Gepasst hat es zwischen den beiden Frauen von Anfang an. Birgit Andrea startete alleine im August 2013, ab 15. September 2015 wurde die Leitung unter den Frauen aufgeteilt. Natürlich gab es Anfangsschwierigkeiten: Viel Zeit brauchten sie für Absprachen, Unsicherheit gab es bei den Mitarbeitern, wer denn nun „die Chefin“ sei, es mussten technische Lösungen gefunden werden – und so entstanden ein gemeinsamer Terminkalender und eine gemeinsame Mailadresse. Geeinigt haben sich die beiden Frauen, dass sie an einem Tag beide im Zentrum anwesend waren – um sich abzusprechen und auch gemeinsam Präsenz zu zeigen. Regelmäßig – zweimal im Jahr – hielten sie eine Klausur ab, um losgelöst vom Alltag über Entwicklungen im Caritaszentrum zu reflektieren. „Durch unsere geteilte Leitung sind wir große Verfechterinnen der These „Acht Minuten Vorbereitung spart eine Stunde Arbeitszeit“ geworden“, sagt Beate Czodrowksi.
Die Leitungsaufgaben eines Caritaszentrums sind vielfältig: Anträge für Projekte bearbeiten, Budgetplanung, Investitionsplanung, Finanzen, Beobachtung von Fallzahlenentwicklung und rechtzeitiges Reagieren, Mitarbeiterführung, was auch bedeutet, die richtige Person mit der richtigen Qualifikation an den richtigen Ort zu setzen, das Team einzubinden in Strategieplanung und Zukunftssicherung, Netzwerkarbeit im Sinne von: gemeinsame Interesse ausloten, bündeln, gemeinsam sozialpolitische Themen setzen und kommunizieren sowie Finanzierungsmöglichkeiten erschließen. Diese Vielfalt erforderte eine gut überlegte Aufgabenteilung: Da Beate Czodrowski vorher im Caritas-Förderzentrum St. Rafael mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hatte, waren ihr die Themen und die Strukturen der Jugendhilfe bekannt; sie war daher für die Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung zuständig, ebenso wie für die Schwangerschaftsberatung und den Jugendmigrationsdienst. Birgit Andreas übernahm die Bereich Allgemeine Sozialberatung, Gemeindecaritas, Suchtberatung, Migrationsberatung. Die internen Abläufe des Caritas-Zentrums haben sich die Frauen ebenfalls aufgeteilt.
Das Modell ist auf großes Interesse und viel Zustimmung gestoßen, freuen sich Andreas und Czodrowski: Zwar war es für manche Berater vorher einfacher, weil die Zuständigkeit klarer war; aber viele Kollegen „haben uns beneidet“, sagt Beate Czodrowski. Auch die Familien haben profitiert, weil die Mama regelmäßig einen freien Tag hatte, und andere Verbände, Institutionen und Abteilungen informierten sich über die Erfahrungen, um davon zu lernen.
Für Birgit Andreas endet in Ludwigshafen eine spannende Zeit, in der sie von Anfang an eine große Fachlichkeit und einen großen Erfahrungsschatz vorfand; da die Beratungstätigkeit gut funktionierte, „konnte ich mich von Anfang an darauf konzentrieren, eine arbeitsfeld-übergreifende Strategie für das Zentrum zu entwickeln.“
Auf das gemeinsam Begonnene baut nun Beate Czodrowski auf, mit kleinen Verschiebungen: „Ich nehme eine Verlagerung der Schwerpunkte zu mehr Querschnittsthemen wahr“, sagt sie und erklärt: Migration begegnet uns beispielsweise nicht nur im Fachdienst Migration, sondern auch in der Schwangerschaftsberatung oder auch in der Allgemeinen Sozialberatung.“ Zudem möchte sie mehr Abstimmung mit der Stadt im Hinblick auf strategische Themen: „Gemeinsam können wir gute Entwicklungen für Ludwigshafen voranbringen zum Wohl der Menschen. Dabei geht es auch um passgenaue Angebote und Bündelung der Ressourcen.“