Montag, 02. Mai 2016
Wie Ökumene vor Ort mit Leben erfüllt werden kann
Es war die sechste und letzte regionale Infoveranstaltung des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz zum Ökumenischen Leitfaden, der beim Kirchentag im vergangenen Jahr in Speyer verabschiedet wurde. Und in Ludwigshafen kamen auch die meisten Interessierten, wie Domkapitular Franz Vogelgesang zufrieden anmerkte. Wie kann der 44seitige Leitfaden, der sich in fünf Kapitel gliedert, vor Ort mit Leben erfüllt werden? Das war die zentrale Frage für die ökumenisch interessierten Frauen und Männer aus Ludwigshafen und Umgebung.
Eingestimmt wurden sie mit Aussagen, was Ökumene alles sein kann: Frust, weil so vieles immer noch nicht möglich ist; Arbeit mit der bangen Frage: Was sollen wir noch alles machen?; Vertrauen von Menschen, die aufeinander zugehen; Ökumene mache aber auch vieles leichter und bereichernder, weil das Gegenüber andere geistige Schätze hat, und – schließlich - mache sie die Kirche glaubwürdig.
Thomas Stubenrauch, Ökumenebeauftragter im Bistum Speyer, nannte wichtige Handlungsfelder, die sich geradezu aufdrängen, etwa die caritativen Dienste vor Ort, Nachbarschaftshilfe, Sozialstationen und Flüchtlingsarbeit. Er betonte, dass konfessionsverbindende Paare das „Recht auf eine gemeinsame kirchliche Feier“ hätten Angesichts der finanziellen und personellen Ressourcen vor Ort, seien Kooperationen bei Immobilien ebenso notwendig wie gemeinsames oder stellvertretendes Auftreten bei Veranstaltungen. „Das neue Denken muss so sein, dass wir künftig erklären, warum wir etwas nicht gemeinsam tun“, warb er für Ökumene vor Ort.
Die Besucher der Infoveranstaltung hatten dennoch auch kritische Fragen: Wie sieht es aus mit der gemeinsamen Abendmahlsfeier? Warum sind die gemeinsamen Gottesdienste am Sonntag noch immer reglementiert? Wie verbindlich sind die Anregungen für Hauptamtliche? Können wir im ökumenischen Miteinander noch unserer Konfession „treu bleiben“, oder sollen wir ein „Einheitsbrei“ werden? Viele dieser Fragen, betonten Vertreter der beiden Kirchen, werden noch bearbeitet – und brauchen zum Teil noch Zeit.
„Ökumene braucht eine Haltung“, betonte Ludwigshafens protestantische Dekanin Barbara Kohlstruck. Der Leitfaden biete viele Möglichkeiten, einander näher zu kommen, erläuterte Oberkirchenrat Manfred Sutter. Dazu dienten die einzelnen Kapitel des Leitfadens. So könne man ins Gespräch kommen über theologische Grundlagen, über Herausforderungen in neuen Strukturen oder indem man sich inspirieren lasse von verschiedenen möglichen Handlungsfeldern oder den über 90 Beispielen von gelungener Ökumene, die es bereits gibt.
Beispiele für gelebte Ökumene gibt es bereits in Ludwigshafen, wo im vergangenen Jahr an Pfingstmontag parallel zum Leitfaden auch eine eigene Rahmenvereinbarung unterzeichnet wurde, einige. Dekan Alban Meißner nannte den ökumenischen Gottesdienst am 1. Mai, außerdem den Gottesdienst beim Parkfest in einem Autoscooter; in der Flüchtlingsarbeit fragt niemand nach der Konfession, und einige Gemeinden feiern bereits den Pfingstmontag gemeinsam. Ein tolles Angebot, um ökumenische Veranstaltungen noch attraktiver zu machen, präsentierte abschließend Domkapitular Vogelgesang: Das Cafémobil, eine mobile Kaffeebar.
Mehr über Ökumene und den Leitfaden im Bistum Speyer und in der Evangelischen Kirche der Pfalz auf der Homepage des Bistums Speyer.