Donnerstag, 22. Januar 2015

Inforeihe zur Pflege in Migrantenfamilien

Ein neues Info-Angebot zur Pflege hat Migrantenfamilien im Blick: Seit November gibt es in den Ludwigshafener Moscheen eine niederschwellige Informationsreihe für pflegende Angehörige und Familienmitglieder dieses Personenkreises.

Die Pflege der Elterngeneration stellt die gesamte Gesellschaft, insbesondere aber die Angehörigen, vor große Herausforderungen. Gesundheit, Krankheit, Pflege und Unterstützungsbedarf sind Themen, die ganz persönliche, intime Lebensbereiche betreffen. Angesichts des hohen Anteils der Altersgruppe 60 bis 80 Jahre unter den Bürgern mit Migrationshintergrund in Ludwigshafen ist erkennbar, dass vor allem bei diesen Menschen in den kommenden Jahren eine deutliche Steigerung an Aufklärung, Anleitung und Unterstützung im Themenbereich Prävention und Pflege von älteren Menschen erforderlich sein wird.

Levent Ekici vom Verein „ELELE – Hand in Hand e.V.” weiß aus seiner täglichen Arbeit: „Die Betroffenen der ersten Generation haben sich oft nicht auf ein Verbleiben in unserem Land eingerichtet, sondern sich vielmehr auf eine Rückkehr im Alter in ihr Heimatland vorbereitet. Die Lebenswirklichkeit und Integration der zweiten und dritten Generation führt zu einer Änderung der Lebensplanung bei den Älteren. Sie bleiben in Deutschland, denn in der alten Heimat ist niemand mehr aus der Familie. Eine entsprechende Vorbereitung oder ein Netzwerk fehlen aber.  In Folge prallen Kulturen, Religionen und Emotionen in einem vorher nicht erwarteten Spannungsfeld aufeinander“.

Verantwortlich für die Reihe sind ELELE Hand-in Hand e.V., die Stadtverwaltung Ludwigshafen, der Pflegestützpunkt Ludwigshafen-Nord, das Migrations-BEKO, das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen, der Vfib e.V. Mundenheimer Moschee, die DITIB Moscheen Mevlana und Kocatepe Ludwigshafen sowie die Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen. Die BASF leistet finanzielle Unterstützung.

„Unser neues Projekt ist ein Best-Practice-Beispiel für die interkulturelle Öffnung in der Pflege. Dadurch sollten sprachliche und kulturspezifische Zugangsbarrieren abgebaut werden“, betont Hannele Jalonen, die Integrationsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen. Sie verweist dabei auf die über 10.000 Ludwigshafener, die über 60 Jahre alt sind und nicht die deutsche Staatsbürgerschaft beziehungsweise eine doppelte Staatsbürgerschaft haben. „Dazu kommen noch Migrantinnen und Migranten mit einem deutschen Pass. Die Zahlen sind also steigend. Daher rückt auch die Pflege dieser Menschen stärker in den Vordergrund“, so die Integrationsbeauftragte weiter.

„Möglichkeiten zum Einsatz von Hilfsmitteln, Umsetzung von Behandlungsmaßnahmen und praktische Tipps werden besprochen und Übungen durchgeführt“, beschreibt Rita Schwahn, Pflegemanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses, die Inhalte. Um die größte Gruppe in Ludwigshafen zu erreichen, wurden im ersten Schritt Menschen mit türkischem Migrationshintergrund angesprochen und mit praxisbezogenen Informationen und Schulungen in ihrer bekannten Umgebung versorgt. Auch Imam Sadettin Pınarbaş vom Vfib der Mundenheimer Moschee und die Vorsteher der anderen Ludwigshafener Moscheen begrüßen die Initiative, die zweisprachig stattfindet.

Text: Katja Hein, St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus