Montag, 24. Oktober 2016
Musical „Esther" begeistert das Publikum
Mit tosendem Applaus belohnte das Publikum die jungen Darstellerinnen und Darsteller des Musicals "Esther", das am 21. Oktober in Ludwigshafen-Oppau aufgeführt wurde. Damit zollten die rund 380 Besucher in der vollbesetzten Halle den 40 Jugendlichen und einem nervenstarken ökumenischen Leitungsteam Respekt, die in der vergangenen Woche ein komplettes Musical einstudiert hatten.
Insgesamt knapp 30 Zeitstunden haben Musiker, Sänger und Darsteller investiert, um die biblische Geschichte der schönen Königin Esther auf die Bühne zu bringen. Im Jugendhaus St. Christophorus in Bad Dürkheim wurden Instrumente gestimmt, Kostüme geschneidert und gesungen. Eine Woche lang war das Haus eine eigene Welt für alle Akteure. Ihr Fleiß, ihre Ausdauer und die motivierende Begleitung des Teams rund um Johannes Sinn (evangelische Jugendkirche Ludwigshafen) und Isabelle Gayer (katholische Jugendkirche LUMEN) wurden belohnt.
Das biblische Buch Esther war Grundlage des Musical-Regiebuchs. Es erzählt von Esther, die Königin von Persien wird, nachdem ihre Vorgängerin abgesetzt wurde. Ihre Lieder zu Beginn des Muscials erzählen von der großen Frage, die die schöne, junge Königin umtreibt: "Werde ich genügen?". Schon bald spitzt sich die politische Lage für Esther zu. Haman, der erste Minister des Königs, will die Juden umbringen und sich bereichern. Esther soll ihr Volk retten, riskiert dabei aber selbst ihr Leben. Nun muss sie sich entscheiden zwischen ihrem eigenen Leben und dem Bestehen ihres Volkes. Von der Tragweite ihrer Entscheidung erzählen die Lieder „Was ist meine Bestimmung“ und „Ich würde ja schon gerne“. Schließlich wagt sie es und kann ihr Volk retten.
Für Stefanie Rasilier (18) war die Rolle der Esther eine besondere Herausforderung. Die Ludwigshafenerin verbindet mit der von ihr verkörperten Königin Esther vor allem die Frage nach dem eigenen Standort im Leben: „Ich bin schon auch ein anderer Charakter als Esther. Aber Esther hat Fragen, die ich - und vermutlich viele Jugendliche - eben auch haben: Was ist meine Bestimmung? Wo stehe ich im Leben? Bin ich gut da, wo ich bin: In einer Gemeinschaft, in einem Verein oder eben auch hier in der Gruppe?"
Esthers Fragen haben auch Stefanie bewegt. Schließlich stand sie zum ersten Mal auf der Bühne und hat in der Probenwoche gelegentlich an sich gezweifelt. Dafür bestand kein Grund: Sie hat ihre Rolle bravourös gemeistert! Am meisten Spaß hatte die 18-jährige an einer Szene, in der ihr Schauspielkollege Philipp Rudi in seiner Rolle als Haman mit seinen Freunden diskutiert. Der 15-jährige aus Rheinzabern und seine beiden Mitstreiter hätten einfach soviel Leben in die Szene gebracht, dass schon die Proben lustig gewesen seien, erzählt Stefanie. Ob sie Lampenfieber gehabt habe? „Ja, natürlich- und das ist auch gut so! Sonst hätte man die Spannung nicht, die es braucht, um wirklich total dabei zu sein".
Ihr Lampenfieber teilte sie mit den übrigen Hauptdarstellern. Frederik Knoblauch gab sich voll und ganz in seine Rolle des Mordechai. Der Ludwigshafener ist erst 14 Jahre alt und war damit der jüngste unter den Hauptdarstellern. Gemeinsam mit Stefanie, Philipp und Johannes Kramp (18) aus Frankenthal in der Rolle des Xerxes boten die Hauptdarsteller alles auf, was sie in einer Woche Gesangs- und Schauspielarbeit investiert hatten.
Eine der vielen helfenden Hände im Hintergrund war Tjorven Lauber. Sie hatte den Bereich Schauspiel zu verantworten. Tjorven faszinierte besonders die Entwicklung, die Esther im Verlauf der Handlung durchmacht: „Erstmal vertritt Esther Werte, die nicht besonders herausstechen: Sie will ein gutes Leben haben. Im Laufe des Musicals kommt sie aber in eine Situation, in der sie klar Stellung beziehen muss und sich entscheiden muss. Da muss sie als Einzelperson auf einmal sehr viel leisten. Dadurch entwickelt sie sich persönlich weiter". Die persönliche Entwicklung der Jugendlichen während der Probenwoche stand für Georg Schmitt im Vordergrund. Der Tontechniker gehörte ebenfalls zu den Menschen im Hintergrund: „Ich finde es toll, dass jeder die Talente, die er besitzt, hier einbringen kann. Viele haben auch ganz neue Talente entdeckt. So eine Aufführung macht Mut, sich was zu trauen!"
Mut machen, Talente fördern, Spaß am gemeinsamen Tun, am Schauspiel und der Musik zu haben- das waren auch Motivationen für die Initiatoren Isabelle Gayer und Johannes Sinn. Sinn ist Gemeindediakon an der evangelischen Jugendkirche in Ludwigshafen. Für ihn war es besonders spannend, gemeinsam mit Jugendlichen zu arbeiten, die sehr unterschiedliche Begabungen einbringen konnten: "Gerade für diejenigen, die nicht solistisch tätig waren, war die Erfahrung toll, in einem Team zu sein, in dem jede und jeder gleich wichtig ist".
Die Zusammenarbeit im Team garantierte eine beeindruckende Aufführung des Musicals. Die Kostüme von Nicolette Schmitt und Sonja Maurer und die Lichttechnik von Lukas Runge setzten die musikalischen, tänzerischen und schauspielerischen Leistungen der Darsteller ins rechte Licht. Bei den Requisiten und den musikalischen Arrangements konnte das Musicalteam der Ludwigshafener Jugendkirchen auf Material von Adonia e.V. zurückgreifen. Komponist und Texter von "Esther" ist Markus Heusser.
Text, Foto ©: BDKJ