Mittwoch, 23. September 2015

Infotag im Guten Hirten zum Weltalzheimertag

Durch den Flur des Krankenhauses Zum Guten Hirten schallt das alte Volkslied „Guter Mond, du gehst so stille“, gesungen von einer klaren Männerstimme mit Klavierbegleitung. Am Klavier sitzt Bilun Gürpinar-Becker, Musiktherapeutin am Krankenhaus. Der ältere Herr hat lange Jahre an einem Theater gesungen – nun ist er seit einigen Jahren an Alzheimer erkrankt. Seine Frau hat ihn mitgenommen zu einer Veranstaltung anlässlich des Weltalzheimertages, das der Gute Hirte gemeinsam mit der Stadt Ludwigshafen und der Alzheimergesellschaft Rheinland-Pfalz organisiert hat.

Die Ehefrau erhofft sich Hilfestellung und Anleitung, wie sie ihren Mann unterstützen und begleiten kann. Musik war und ist sein Leben und seine Leidenschaft. Bilun Gürpinar-Becker bietet zweimal pro Woche Musiktherapie in der Gruppe an und erläutert den Besuchern gerne, wie sie durch Musik Zugang zu dementiell erkrankten Menschen bekommen können – je nach deren Interessen und den noch vorhandenen kognitiven Fähigkeiten. Sie präsentiert verschiedene Rhythmus- und Klanginstrumente und verdeutlicht daran, was alles möglich ist.

Im Raum daneben präsentiert die Abteilung für Ergotherapie ihre Angebote. Hier liegt der Schwerpunkt darauf zu zeigen, wie alltägliche Dinge immer wieder eingeübt werden können, indem mehrere Dinge koordiniert werden – Dinge wie gehen und sich unterhalten, oder einkaufen und die Einkaufsliste beachten. Auch hier sind es vor allem Angehörige, die Rat suchen, etwa ein Mann, dessen Vater trotz Demenz noch Auto fahren möchte. Es gibt Möglichkeiten, die Reaktionsfähigkeit zu fördern oder zu erhalten, wird er beruhigt

.Ein Markt der regionalen Möglichkeiten ist in der Aula aufgebaut. Und stündlich bieten die Kooperationspartner Vorträge an, die sich mit Angeboten der Psychiatrie und Geriatrie befassen, oder Workshops zu Demenzdiagnostik und Gedächtnistraining.

Für Dr. Jörg Breitmaier, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, ist ein solcher Tag wichtig. Denn die zunehmende Zahl an Alzheimerpatienten werfe immer auch die Frage auf, „wie im familiären und häuslichen Umfeld, in Gemeinden, Vereinen und der Gesellschaft gut, hilfreich und die Würde des Menschen bewahrend“ mit den Erkrankten umgegangen wird.

Wolfgang von Vliet, Sozialdezernent von Ludwigshafen, lobt die großartige Partnerschaft bei dieser Veranstaltung sowie im gerontopsychiatrischen Verbund, dem der Gute Hirte von Anfang an angehört. Er weiß, dass sich die meisten Menschen erst dann für die Krankheit interessieren, wenn sie selbst oder ein nahe stehender Mensch betroffen sind, und die Hilflosigkeit in dieser Situation ist ihm bekannt. Selbsthilfegruppen, wie sie unter dem Dach der Alzheimer Gesellschaft bestehen, seien dabei durch ihre Möglichkeit des Austauschs eine wertvolle Unterstützung.

Das Motto des diesjährigen Weltalzheimertages, der offiziell am 21. September stattfand, lautet „Demenz – Vergiss mein nicht“. Dieses Motto, so die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Monika Kaus bei der Eröffnung, „war ein Renner“. Es habe viele Emotionen geweckt, bei Betroffenen und bei Angehörigen. Denn auch für sie sei es sehr wichtig, sich in der Pflege und Betreuung nicht selbst zu vergessen – und dass sie von ihrem privaten Umfeld ebenfalls nicht vergessen werden.