Montag, 08. Mai 2017
Renovierte Kirchentreppe Herz Jesu feierlich eingeweiht
Das „stolze hundertjährige Bestehen des Kirchbauvereins Herz Jesu“ sowie der Abschluss der Renovierung der großen Kirchentreppe, die jetzt zu Ende geführt wurde, war für Generalvikar Dr. Franz Jung Anlasse, in seiner Heimatgemeine Herz Jesu einen Festgottesdienst zu feiern. In seiner Predigt stellte er die Treppe dann auch ins Zentrum seiner Überlegungen und tat dies mit drei Gedanken:
"Der erste Punkt: Die Treppe zur Kirche als Hinführung zu einem Gott geweihten Ort.
Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn,
wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
Der reine Hände hat und ein lauteres Herz,
der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.
So beginnt einer der berühmtesten Wallfahrtspsalmen Israels (Psalm 24).
Das Hinaufziehen zum Haus Gottes und die Zeit, die man sich nimmt, bewusst diesen Weg zu gehen, wird zum Angebot eines bewussten inneren Reinigungsweges: ich denke nach, ob ich mich entsprechend vorbereitet habe und ich erhoffe mir wie bei jeder Wallfahrt eine innere Neuausrichtung, eine Neuorientierung für mein Leben.
Insofern bekommt die Kirchentreppe fast möchte man sagen sakramentale oder doch mystagogische Qualität – sie beschreibt als äußeres Bauwerk einen inneren Weg, den man gehen muss und der einem abverlangt wird, wenn man sich aufmacht, um das Angesicht Gottes zu suchen und zu sehen.
Ein zweiter Punkt: Die Kirchentreppe als Erinnerung an den Stufenweg des Glaubens
Ich möchte den Gedanken vom inneren Weg hier weiter führen. Alle großen Mystiker haben den Versuch unternommen, das Glaubensleben als Stufenweg zu beschreiben. Alle Versuche, Entwicklungsstadien des Glaubens zu beschreiben, machen deutlich, dass man den Glauben nicht ein für allemal mit seiner Taufe als Komplettpaket hat. Glauben ist vielmehr ein Prozess, der nie abgeschlossen ist und nie abgeschlossen sein kann. Eine Beziehung, bei der sich nichts mehr tut, ist schlicht tot. Und die Gottesbeziehung lebt davon, dass wir uns immer neu ausstrecken, um das Geheimnis Gottes tiefer zu verstehen.
Die Kirchentreppe erinnert uns an diese unterschiedlichen Glaubensstufen. Und sie lädt uns ein, zu fragen: wo stehe ich eigentlich? Zuweilen scheint es einem, man stünde gewissermaßen oben und könnte komfortabel auf die anderen herabschauen – die Versuchung aller Frommen, die wissen, wie es geht und was man macht und wie es sich gehört.
Und dann kann es sein, dass man aus der Bahn geworfen wird, einem die einstigen Sicherheiten abhanden kommen und man sich plötzlich fragt: Bin ich über Nacht wieder ganz unten angekommen? Ich darf jedenfalls wissen, dass jede Lebensphase und jede Krise und jeder Mensch ganz unverwechselbar seinen eigenen Stufenweg durchlaufen muss.
Ein dritter Punkt: Zugang zur Kirche durch jeden Gläubigen, der zum Fuß der Himmelsleiter wird.
Nun könnte einer sagen: ihr sagt, diese Treppe symbolisiert den Heiligen Berg, und ihr seht in dieser Treppe auch ein Zeichen für den Stufenweg des Glaubens. Aber für mich als Außenstehender ist diese Treppe nichts anderes als Zeichen der Distanz. Ihr seid abgehoben. Ihr seid weltfern. Wie wollt ihr den Menschen einen Zugang zur Kirche eröffnen, wenn ihr solche Treppen baut?
Eine ernste Anfrage, auf die Jesus im heutigen Evangelium antwortet. Denn Jesus verwendet das Bild vom Schafstall für die Kirche. Und bei der Frage, wie man in den Schafstall hineinkommt, bedient er sich eines in einem kühnen Bildes. Er sagt: Ich bin die Tür. Die Tür wird kurzerhand personalisiert. Die Türen und der Zugang zur Kirche, das sind nicht Treppen. Oder zumindest nicht direkt Treppen. Der Zugang zur Kirche wird im letzten durch Personen eröffnet. Durch Menschen, die Zeugnis von ihrem Glauben geben."
Nach dem Gottesdienst, an dem auch Pfarrer Alban Meißner und Diakon Hubert Münchmeyer teilnahmen, dankte der Vorsitzende des Gemeinderates Jörg Neubauer allen, die sich um die Sanierung und den Wiederaufbau dieser schönen großen Freitreppe samt seinem Unterbau verdient gemacht haben. Begleitet vom Bischöflichen Bauamt, dem Architekten und dem ehrenamtlich tätigen Projektbegleiter Gerhard Roser aus der Gemeinde gelang es, die aufwändige Sanierung innerhalb eines Jahres erfolgreich abzuschließen.
Im Anschluss wurde die Freitreppe feierlich mit Gebet und Weihwasser seiner schon in der Predigt beschriebenen Nutzung und Bestimmung übergeben, bevor mit einem Umtrunk im Gemeindesaal noch weiter gefeiert wurde.