Mittwoch, 22. April 2015
10 Jahre Hospiz Elias: „Lebens-Zeit“ in Graffiti, Musik und Buch
Vor zehn Jahren wurde das stationäre Hospiz Elias in der Ludwigshafener Gartenstadt eröffnet. Über 1.000 Menschen sind bisher hier verstorben, immer stehen Menschen mit akutem Bedarf auf der Warteliste für einen Hospizplatz. Das Jubiläum feierte die Einrichtung mit einem bunten Strauß an Veranstaltungen. Das Leitthema des stationären Hospiz „Leben – ein Leben lang“ wurde dabei in das Motto „Lebens-Zeit“ mit drei unterschiedlichen Kunstrichtungen – Musik, Malerei, Wort – übertragen.
„Graffiti meets Hospiz“
Samstagvormittag, 18.04.2015: Auf dem Berliner Platz bleiben immer wieder Leute stehen, am Rundbau „Tortenschachtel“ erklingt Hip Hop-Musik, Farbdämpfe wehen durch die Luft und ein besonderes Klackern ist zu hören, wenn Spraydosen geschüttelt werden. Mehrere renommierte Graffitikünstler gestalten mehrere großflächige Schaufenster nach dem Motto „Lebens-Zeit“ und schaffen dabei zum Hospizgedanken passende Kunstwerke, die das Ende des Rundbaus begleiten.
„Kommt da ein Hospiz rein?“, ist immer wieder eine Frage, die Pflegedienstleiter Nicolas Kühn beantworten muss. Diese Frage ist oft der Anfang für sehr intensive und sehr interessierte Gespräche, die der 29-Jährige, seine Kollegin Simone Ringeisen und der ehrenamtliche Hospizhelfer Charsten Wienbreyer bis zum späten Abend auf dem Berliner Platz führen.
Mit der Aktion „Graffiti meets Hospiz“ am Rundbau wollte das Hospiz Elias unter anderem junge Menschen für den Hospizgedanken sensibilisieren. Das ist gelungen und noch viel mehr: Das bunte Treiben trifft auf großes Interesse, immer sind Menschen da. Auffallend viele Familien mit kleinen Kindern halten an und sprechen mit den Künstlern. Junge Leute lassen sich ansprechen, aber auch viele ältere. Viele sind gezielt gekommen, weil sie in der Zeitung oder über Soziale Medien von dem Event erfahren haben.
„Die Aktion ist metaphorisch für die Hospizarbeit: Der Rundbau wird bald nicht mehr da sein, jetzt soll er noch verschönert werden und wird dadurch bis zum Schluss wertgeschätzt", sagt Laura Winter. Die 27-jährige Studentin aus Mannheim ist Mitgründerin der „Creativity and artistic development foundation" (CAD), die „Graffiti meets Hospiz“ mit ermöglicht hat. Die CAD fördert Künstler, die sonst keine Möglichkeit haben ihr Talent zur Schau zu stellen, damit sie mit der Gesellschaft in Dialog treten können, berichtet sie.
Festakt und Uraufführung der Sinfonie „Lebens-Zeit“
Dass Sterben viel mit Leben zu tun hat, wurde auch beim Festakt am Sonntagabend, 19.04.2015, im Konzertsaal im Pfalzbau deutlich. Bei der Feier standen neben der Uraufführung der eigens für das Hospiz komponierten Sinfonie „Lebens-Zeit“ die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter der Einrichtung im Mittelpunkt.
Hospizleiter Rolf Kieninger präsentierte auf der Großleinwand auch das Bild eines kleinen Mädchens in Schwesterntracht: „Stellen Sie sich vor, Sie liegen im Sterben und werden von diesem Menschen versorgt?“, leitete er die Beschreibung der Arbeit ein. Aus der Heiterkeit bei den Zuhörern wurde Rührung. „Das Hospiz ist für viele Menschen eine Möglichkeit, würdevoll aus dem Leben zu gehen“, würdigte die Landtagsabgeordnete Marion Schneid und forderte gleichzeitig einen Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung.
Gänsehaut gab es dann auch bei der Uraufführung der Sinfonie „Lebens-Zeit“ des Karlsruher Komponisten und Produzenten Thomas Bierling, die vom Sinfonieorchester, der Rockband und der Jazzband der Musikschule Ludwigshafen uraufgeführt wurde. Der Komponist stellte hat dabei vor allem die seelische Verfassung im Blick. Ein Count-Down zum Ende des Lebens hin, wird deutlich. Mit dem Beginn wird der Mensch aus dem alltäglichen Leben herausgerissen, berichtet Bierling. Im zweiten Satz und mit Einsatz der Rockband soll die Trotzphase dargestellt werden. Mächtige Trompetenklänge kündigen eine gewaltige Konfrontation an. Im dritten Teil ist die Resignation dargestellt. „Am Ende ist dann alles rund, hier hat auch die Jazzband ihren Einsatz“, so der Komponist. Die Zuhörenden dankten mit stehenden Ovationen den rund 50 jungen Musikerinnen und Musikern für diese Sichtweise auf das Leben und Sterben. Nun wird mit den jungen Musikern eine CD produziert.
Buch: „Der Tod treibt das Leben auf die Spitze“
Pünktlich zum Jubiläum ist auch das Buch „Der Tod treibt das Leben auf die Spitze“ erschienen. Textsammlungen, Geschichten, Begegnungen und Bilder über und von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, die in den vergangenen zehn Jahren und im Rahmen verschiedener Projekte entstanden sind, bieten einen tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit im stationären Hospiz Elias. Das Buch gibt Zeugnis über die Schönheit und das zugleich manchmal unfassbar Schwierige des Pflegeberufes in der Sterbebegleitung. Es ist für 16,90 Euro im Hospiz Elias erhältlich.
Weitere Informationen unter www.hospiz-elias.de
Text und Bild: Katja Hein, Stabsstelle Kommunikation St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH