Samstag, 25. April 2020
Überfluss
Diakon Stefan Häußler schreibt über einen unbekannten Ort in Kirchen: das Sakrarium.
Liebe Mitchristen,
im Kirchengebäude gibt es einen Ort, den viele nicht kennen.
Das „Sakrarium“ ist nicht besonders geschmückt, beleuchtet oder ins Blickfeld gerückt. Über das Sakrarium wird auch nicht viel gesprochen. Ich kann mich jedenfalls an keine Predigt erinnern, in der ich je davon gehört hätte.
Das ist ein bisschen schade, denn am Sakrarium kann man etwas über Gott lernen. Es dient dazu, „überflüssige“ gesegnete Gegenstände auf eine möglichst würdevolle Weise zu beseitigen. Heruntergefallene oder verschmutzte Hostien. Alt gewordene heilige Öle. Taufwasser. Durch das Sakrarium gelangt alles das direkt in das Erdreich unter der Kirche.
Gerade fromme Gemüter fühlen sich dabei unwohl. Irgendwie scheint das Sakrarium vor allem dann zum Einsatz zu kommen, wenn wir etwas falsch gemacht haben. Etwas nicht richtig kalkuliert haben. Etwas nicht rechtzeitig aufgebraucht haben. Oder gar etwas haben fallen lassen, was nicht hätte herunterfallen dürfen.
Aber das Sakrarium ist auch der Ort im Kirchengebäude, in dem wir an etwas anderes erinnert werden. Etwas Wunderbares. Dass der Überfluss der göttlichen Gaben unsere Bedürfnisse immer übersteigt. Dass wir von Gott mehr erhalten, als wir jemals „verbrauchen“ könnten. Dass Glaube keine Mangelwirtschaft ist.
„Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.“ (Joh 6,12-13).
Ihr Stefan Häußler, Diakon