Dienstag, 26. Mai 2015
Was ökumenisch möglich ist, wird ökumenisch getan
„Wir schulden der Gesellschaft den Dienst der christlichen Nächstenliebe. Auch dafür müssen wir die Ökumene voranbringen“, sagte Pfarrer Stefan Bauer an Pfingstmontag beim ökumenischen Gottesdienst in der Melanchthonkirche, bei der für Ludwigshafen der Ökumenische Leitfaden verteilt wurde.
Vieles ist während des Wochenendes beim Kirchentag in Speyer über die Ökumene gesagt worden, festgehalten wurde es unter anderem durch die Unterzeichnung des Ökumenischen Leitfadens durch Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad, ein bundesweit bisher einmaliges Dokument.
Tags darauf, am Pfingstmontag, verteilten auch Dekan Alban Meißner und seine Amtskollegin Dekanin Barbara Kohlstruck an Vertreterinnen und Vertreter aller Ludwigshafener Gemeinden eine „Ökumenische Rahmenvereinbarung“. Im Wortlaut finden Sie die Rahmenvereinbarung hier zum download.
Was sie bewirken soll und wie sie mit Leben erfüllt werden kann, erläuterten sie gemeinsam beim ökumenischen Gottesdienst. Einen ganz konkreten Impuls lieferte auch Pfarrer Stefan Bauer: Ludwigshafen sei ganz direkt betroffen von Ereignissen in Europa und weltweit, führte er aus. So leben in der Stadt Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft, persönlicher Geschichte und Glauben. Viele Kirchen und Glaubensgemeinschaften gibt es in der Stadt, „und viele Menschen, die fremd zu uns kommen, finden in ihrem Glauben Kraft und Gemeinschaft.“ Gott sei daher die Mitte, die alle Menschen verbinde, und für Christen stelle sich die Aufgabe, sich neu zu verorten inmitten einer multireligiösen Gesellschaft. Tätige Hilfe und Zuwendung für Flüchtlinge und Fremde sei ein Arbeitsfeld, in dem sich Ökumene beweisen könne, so der Pfarrer.
Für Dekan Alban Meißner ist ein zentraler Satz der Rahmenvereinbarung, dass man sich künftig nicht mehr rechtfertigen muss für das, was man ökumenisch tut, sondern für das, was man nicht gemeinsam tue. Angesichts geänderter Strukturen in der katholischen wie der evangelischen Kirche bestehe auch die Notwendigkeit, Kräfte zu bündeln – etwa im caritativen und diakonischen Handeln. Es wird einen gemeinsamen Terminkalender geben und wie bisher auch wolle die Kirche mit einer Stimme beispielsweise gegenüber der Kommune auftreten. Die Rahmenvereinbarung biete den Gemeinden und Institutionen Impulse, sei aber auch Selbstverpflichtung.
Dekanin Barbara Kohlstruck erinnerte an den langen Entstehungsprozess: Schon die beiden früheren Dekane begannen mit der Erarbeitung des Leitfadens. Für sie ist der zentrale Satz, dass alles, was ökumenisch zu machen ist, auch ökumenisch gemacht werden sollte. Von einer Einheit sei man noch weit entfernt, sagte sie, es bleibe die Spannung bestehen zwischen Einheit und Vielfalt.
Noch ist der Leitfaden eine „bilaterale“ Vereinbarung, doch Dekanin Kohlstruck dankte ausdrücklich der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Ludwigshafen, die sich aktiv in den Prozess einbringen wolle. Deren stellvertretender Vorsitzender Hans-Erhard Wilms sagte zu, dass die ACK sehr stark interessiert sei an einem „fruchtbaren Miteinander der großen und kleinen Kirchen“. Denn: „Die Zukunft der Kirche liegt in der Ökumene.“
Weil das aber so ist, sind in der Rahmenvereinbarung auch feste Treffen und Besprechungen auf allen Ebenen fest verankert, ebenso wie die Vereinbarung regelmäßig fortgeschrieben werden soll.
In alter Tradition gab es an Pfingstmontag in einigen Gemeinden ökumenische Gottesdienste, so etwa in der Gartenstadt, wo er in der Johanneskirche gefeiert wurde. In der sehr gut besuchten Kirche erzählte in diesem Jahr das Vorbereitungsteam sehr anschaulich und mit persönlichen Details, was Ökumene jedem Einzelnen bedeutet.
Beim Kirchentag in Speyer traten die evangelische Cityseelsorge „Turm 33“ und die katholische Passantenseelsorge „Lichtpunkt“ gemeinsam auf mit einem Stand, der unter dem Motto stand: „Das Wort neu sagen“. Vertreten waren auch die evangelische und katholische Jugendkirche.