Mittwoch, 07. März 2018

Anregungen für den weiteren Weg - Erste Visitation in LU

Ein Auftakt für das Bistum Speyer: Das sind die bischöflichen Visitationen in den beiden Ludwigshafener Pfarreien Heilige Edith Stein und Heilige Cäcilia. Hubert Mathes aus der Redaktion von „der Pilger“ hat sich mit Pfarrer Christian Eiswirth über den kirchenrechtlich vorgeschriebenen Besuchs- und Beratungsprozess in seiner Pfarrei unterhalten. Die Visitation mit Weihbischof Otto Georgens fand in Oppau, Edigheim und Pfingstweide am 1. und 2. März statt.

Herr Pfarrer Eiswirth, es war die allererste Visitation im neu strukturierten Bistum Speyer, die vergangene Woche in „Heilige Edith Stein“ stattfand. Und auch für Sie war es – in der Rolle des leitenden Pfarrers – die erste Visitation überhaupt. Wie geht man an so einen Termin heran, wie erging es Ihnen?

Die Visitation mit Weihbischof Georgens stand ganz im Sinne der Pastoral, insbesondere der Gemeindepastoral 2015. Vorbereitet haben wir sie in den verschiedenen Teams, also mit den Leiterinnen unserer vier Kindertagesstätten, im Pastoralteam sowie mit dem Team der Pfarrsekretärinnen.

Ein wesentlicher Teil der Vorbereitung lag bei den Gremien: in den drei Gemeindeausschüssen sowie im Pfarrei- und Verwaltungsrat. Es war sehr viel im Vorfeld zu klären, Fragen zu beantworten, zu überlegen, welche Programmpunkte nehmen wir auf und was wollen wir alles bei den Begegnungen mit dem Bischof zur Sprache bringen. Für mich persönlich war es eine Herausforderung, hier Anstöße und Impulse zu geben, um die Engagierten „mitzunehmen“, dass wir miteinander diesen Prozess gehen. Ehren- und Hauptamtliche haben hierfür viel Zeit investiert.

Wie war die Atmosphäre der beiden Visitationstage?

Die beiden Tage waren sehr intensiv und erfüllt. Sie waren geprägt von intensiven Gesprächen und guten Begegnungen. Ich habe die Atmosphäre als angenehm, stimmig und wohlwollend erlebt. Alle Gespräche fanden auf Augenhöhe statt. Ich glaube, alle Beteiligten haben das auch so empfunden. Das Erlebte wird sicher in den Gremien noch nachwirken. Die Tage haben aber auch unseren Blick noch einmal geschärft. Dabei ist auch Neues in den Blick gekommen und ich glaube, dass diese Erfahrung die Arbeit in  unseren Gremien motivieren wird.

Wie haben Sie den Herrn Weihbischof erlebt?

Zwei ganze Tage mit dem Weihbischof zu verbringen, war für mich eine neue Erfahrung. Ja, eine gute und bereichernde Erfahrung! Die beiden Tagen begangen wir im Pfarrhaus mit dem gemeinsamen Stundengebet. Das Miteinander und die Gespräche waren geprägt vom gemeinsamen Leben teilen. Der Besuch hatte für mich einen geistlichen Charakter.

Besucht wurde auch der „Paulinenhof“ in Oppau. Warum? Das Haus gehört ja einem „weltlichen“ Träger. Und was waren dort die besonderen Erfahrungen für die Pfarreidelegation?

Ehrenamtliche aus unserer Pfarrei engagieren sich seit Jahren im Besuchsdienst sowie in der Krankenkommunion in diesem Haus. Sie repräsentieren somit unsere Pfarrei und die Kirche. Kirche ist also auch dort, im Paulinenhof, gegenwärtig. „Die Kirche an die Ränder führen“, wie es Papst Franziskus fordert, das wollten wir mit diesem Besuch erreichen. Außerdem war uns wichtig, unseren Ehrenamtlichen und ebenso dem Hauspersonal Anerkennung zu vermitteln und den Bewohnern Mut und Lebensfreude zuzusprechen.

Im Nachhinein bewegt mich noch nachhaltig diese Erfahrung. Wir haben einen  sehr emotionalen Gottesdienst mit den alten Menschen gefeiert. Viele der 50 bis 60 Mitfeiernden aus dem Haus waren zu Tränen gerührt.

Insgesamt haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Paulinenhof nicht isoliert da steht, sondern sehr lebendig in die Gemeinschaft des Stadtteils Oppau einbezogen ist, etwa mit dem Sportverein der DJK, mit der Kirchengemeinde und mit anderen Vereinen, die alle gute Beziehungen mit dem Altenheim pflegen.

Gibt es so etwas wie ein Ergebnis dieser Tage? Wird es festgehalten und für alle in der Pfarrei veröffentlicht?

Es wurden von den Gesprächen Protokolle angefertigt. Sie werden im Ordiniariat in Speyer gesammelt und unter die Lupe genommen. Es erfolgt daraus aus den Abteilungen Seelsorge und Personal eine Rückmeldung. Auch Weihbischof Georgens wird uns noch eine solche Rückmeldung schicken, als Empfehlung für uns, wie wir unseren Weg als Pfarrei im Prozess "Gemeindepastoral 2015" fortsetzen können.

Stichwort Rückmeldungen – gab es zum Weg der neuen Pfarrei Lob und Kritik? Können Sie dafür Beispiele nennen?

Im strengen Sinn gab es keine Kritik. Wir haben aber Anregungen und Impulse erhalten, unseren Blick stärker nach außen zu richten. Kirche dient keinem Selbstzweck, sondern sie ist für Andere da. Wir wurden dazu aufgefordert, stärker auf die Lebenswelten heutiger Menschen zu schauen. Als Pfarrei Hl. Edith Stein leben wir hier in Ludwigshafen in direkter Nachbarschaft mit der BASF. Was bedeutet das für uns, welche Rolle spielt das für uns? Haben wir die Menschen im Blick, die da arbeiten und leben?

Eine andere Anregung lautete, dass wir uns stärker als „Kirche auf dem Weg“ begreifen, als Weggemeinschaft. Wir sind miteinander, als Pfarrei in den Gemeinden unterwegs. Für diesen Weg-Prozess brauchen wir immer noch Zeit, um das Bewusstsein in der neuen Pfarreiform zu wecken, zu fördern und zu gehen. 

Ist eine solche Visitation auch für Nicht-Gremienmitglieder, also für ganz „einfache Kirchgänger“ von Interesse? Gab es da neugierige Nachfragen?

Wir haben den Programmablauf der Visitation im Pfarrblatt veröffentlicht und natürlich alle zu den Gottesdiensten in Edigheim und Oppau eingeladen: Im Pontifikalamt in Edigheim predigte der Weihbischof, dass wir nur dann andere begeistern können, wenn wir selbst von einer Vision Feuer gefangen hätten. Diese Botschaft hat er allen Gläubigen mitgegeben: "In dir muss brennen, was du dem anderen weitergeben willst!" Natürlich, gab es im Vorfeld neugierige Fragen von den Leuten, "Was ist eine Visitation? Was macht ihr da?"

Wann kommt die nächste Visitation in „Heilige Edith Stein“?

(Lacht.) Vorgesehen ist die nächste Visitation in fünf Jahren. Dann wird in unserer Pfarrei das Pastorale Konzept längstens fertiggestellt sein und die ersten Erfahrungen hiermit gemacht worden sein. Das Pastorale Konzept dient dann als Grundlage, für einen Blick zurück auf unsere pastorale Arbeit in unserer Pfarrei.   

Foto ©: Horst Heib