Dienstag, 09. Juni 2020
Mit Psalmen beten
In seinem Impuls schreibt Pfarrer Udo Stenz über Psalmen und und ihre Bedeutung.
Liebe Mitchristen,
Psalmen sind nicht jedermanns Sache. Das ist nicht weiter schlimm. Der äußeren Form nach sind sie altorientalische Lyrik mit Begriffen, Bildern und Themen, die uns bisweilen fremd oder gar abstoßend erscheinen.
Die Kirche zählt das große Gebetbuch des Alten Bundes mit seinen 150 Psalmen gleichwohl zur Heiligen Schrift auch der Christen und macht sich die Gebete zu Eigen. In ihnen kommt zum einen die ganze Bandbreite menschlicher Erfahrungen und Empfinden vor. Zum anderen kann man an vielen Stellen Jesus Christus selbst, das Haupt der Kirche, in den Psalmen beten hören.
Der Psalmvers etwa: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele nach dir, Gott“ (Psalm 42) beschreibt einerseits eine menschliche Durststrecke und die Geduld, die wir manchmal mit Gott haben müssen und die uns an unsere Grenzen bringt. Und andererseits steht uns dabei Jesus am Kreuz vor Augen, der von Durst gequält ist. Auch er muss aushalten und dabei bis zum Äußersten gehen. Im Dürsten und Lechzen nach Gott ist er uns nahe.
Der Vers kann uns einladen, unsere Sehnsucht nach Gott wahrzunehmen, aber auch die offenen Fragen auszuhalten. Und er lädt uns ein, trotz und in allem auf Gott zu vertrauen – wie und wann auch immer dieses Vertrauen eine Antwort erhalten mag.
Ihr Pfarrer Udo Stenz