Freitag, 23. November 2018

Bestattungsriten in den Religionen

Dekan Alban Meißner erinnert sich gut an den Tod seiner Großmutter: „Als sie 1968 starb, war ich fünf Jahre alt. Meine Mutter hat sich sofort schwarz angezogen und während des Trauerjahrs nur schwarze Kleidung getragen.“ Sie selbst habe ihr Hochzeitskleid später schwarz gefärbt und verfügt, dass sie damit begraben wird. Womit der Geistliche auf einen Unterschied zum Islam hinwies, der ein Totengewand ebenso erlaubt wie ein weißes Tuch, in das der Leichnam gehüllt wird.

Von dieser Erinnerung berichtete Meißner beim Informationsabend  des Ludwigshafener Forums der Religionen zum Thema „Bestattungsriten in den verschiedenen Religionen“ in der Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof. An der Podiumsdiskussion beteiligten sich außerdem Abdullah Ergün und Osman Sari als Vertreter des Islams, die Pastorin der Ludwigshafener Mennonitengemeinde, Birgit Foth sowie Friedhofsverwalter Roland Biehl-Prädel. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Barbara Kohlstruck, der Dekanin des protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafen.

„Im Tod sind vor Allah alle gleich“, erläuterte Abdullah Ergün. Nachdem der Tod eingetreten ist, erfolgt, wie auch in anderen Religionen, die Waschung. Für Muslime ist sie gleich im Sterbezimmer oder in der Moschee verpflichtend. Friedhofsverwalter Biehl-Prädel wies darauf hin, dass es auf dem Hauptfriedhof ebenfalls einen Raum für Leichenwaschungen gibt. Nicht möglich sei auf dem Hauptfriedhof allerdings die Bestattung ohne Sarg.

Ergün und der Bestattungsunternehmer Osman Sari berichteten von vielen Details, die den Teilnehmenden unbekannt waren, so etwa, dass die Waschung des Leichnams den gleichen Regeln folgt wie die vor dem täglichen Pflichtgebet. „Erst werden die Hände gewaschen“, sagte Abdullah Ergün. Dann werde der Mund ausgespült, die Arme gewaschen und so weiter. Zwischendurch werde das Wasser gewechselt, und in das frische Wasser (ohne Seife) kommen schließlich Duftzusätze. „Der Tote soll vor Allah gut riechen.“

Bedeutsam sei auch das unaufhörliche Gebet an den Sterbenden, sogar noch an den Verstorbenen.  
Die Mennoniten, so Pastorin Foth, konzentrierten sich bei der Beerdigung „auf das Wesentliche, auf die Bibel“. Gebetet werde in freien Worten, aber auch das Vaterunser. Dekanin Kohlstruck unterstrich, dass die Ansprache bei einer Trauerfeier sich vor allem an die Angehörigen richte und Trost spenden solle.

Das Ziel des Forums der Religionen ist, dass die Menschen unterschiedlichen Glaubens voneinander erfahren und „Verständnis für das Fremde“ entwickeln, so Barbara Kohlstruck. Das wurde – so die allgemeine Meinung – mit diesem Abend erreicht.