Mittwoch, 12. April 2017
Wann beginnt Ostern – wann ist Ostern vorbei?
In seinem Ostergruß macht sich Dekan Alban Meißner über diese Frage Gedanken: „Wer an Karsamstag noch Schoko-Osterhasen kaufen will, könnte Pech haben. Entweder sie sind ausverkauft, oder man bekommt noch die Reste, wenn man Glück hat zum halben Preis. An Karsamstag ist Ostern für den Einzelhandel vorbei. Und für viele Menschen spätestens nach den Osterferien. Der Weiße Sonntag wird schon nicht mehr zu Ostern gerechnet.
Eigentlich beginnt Ostern erst in der Nacht zum Ostersonntag. Vorbei ist dann die 40-tägige Fastenzeit, und die 50-tägige Osterzeit beginnt. Deswegen ist der Karsamstag auch nicht der „Ostersamstag“, wie er landläufig mittlerweile bezeichnet wird. Aber warum ist für viele Menschen das Osterfest schon vorbei, wo es doch für uns Christen erst beginnt?
Man kann nur spekulieren. Aber könnte es vielleicht damit zusammenhängen, dass die Menschen nicht gerne auf die Zukunft hin leben? Dann würden sie sich die Zukunft in die Gegenwart hineinholen, so wie sie schon an Aschermittwoch die ersten Osterhasen essen. Das aber hat zur Folge, dass sie die Gegenwart nicht wirklich gänzlich leben. Und da sie dann an Ostern die Zukunft schon gelebt haben, muss danach eine andere Gegenwart her. Aber da ist dann nicht mehr viel, denn mit Christi Himmelfahrt, Pfingsten oder Fronleichnam können sie ja nicht viel anfangen, sofern sie nicht an Christus glauben.
Wer nicht an die Auferstehung nach dem Tod glaubt, für den ist das Leben mit dem Tod vorbei. Die Folge: Er oder sie muss versuchen, im irdischen Leben so viel als möglich von dem „Leben in Fülle“, das uns Jesus verheißen hat, zu leben. Das ist auch für uns Christen wichtig, das Leben ganz zu leben, in der Gegenwart. Aber eben mit der Aussicht auf mehr, auf Zukunft nach dem Ende. Wer den Tod als den Anfang sehen kann, und nicht als das definitive Ende, wird das Leben gelassener angehen und sich keinen unnötigen Druck machen. Und er wird warten können. Ostern wird kommen, wie in jedem Jahr. Er oder sie wird voll und ganz in der Gegenwart leben können.
Und diese Gegenwart heißt eben: Das ganze Leben anzunehmen, auch mit den Schattenseiten von Gewalt, Leiden und Tod, in der Hoffnung auf Erlösung. Dazu macht uns Ostern Mut, nicht nur das Fest selbst, sondern die ganzen 50 Tage der Osterzeit bis Pfingsten. In der Nacht zum Ostersonntag beginnt das neue Leben, und es ist ein frohes Leben, weil wir die Schattenseiten des Lebens ganz durchlebt und durchlitten haben, und uns nun auf das neue Leben in Christus konzentrieren können. Es lohnt sich, ganz in der Gegenwart zu leben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest.“
Bild ©: Doris und Michael Will, in: Pfarrbriefservice.de