Montag, 13. April 2020

Ein Licht mit Nägeln!

Osterkerze in den Kirchen der Pfarrei Heilige Edith Stein

Impuls von Pfarrer Christian Eiswirth über Ostern während der Corona-Pandemie

Wir feiern in diesem Jahr Ostern unter einem anderen Vorzeichen: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat unser aller Leben erfasst. In diesem Jahr müssen wir viele Einschränkungen im öffentlichen wie im privaten Leben annehmen und wir spüren wie schmerzhaft es ist. Wir sind herausgefordert, uns den auferlegten Verzichten zugunsten für das Leben aller zu stellen.

Als ich für unsere Kirchen der Pfarrei Hl. Edith Stein die Osterkerze aussuchte, wusste ich noch nicht, in welcher Lebenssituation wir stehen werden, wenn wir Ostern feiern. Die Osterkerze in der Feier der Osternacht entzündet, leuchtet sie mit ihrem Licht in die Zeit, in der wir momentan stehen.

Auf der Osterkerze sehen wir ein helles leuchtendes Kreuz, an dem der gekreuzigte und auferstandene Herr zu sehen ist. Thomas steht unter dem Kreuz mit einer ausgestreckten Hand, die tastend vordringt an den Auferstandenen(Joh.20,19-31). Er ist, wie viele von uns, auf der Suche, das Geheimnis von Jesu Tod und Auferstehung zu (be-)greifen und zu erfassen. Im leuchtenden Kreuz dürfen wir die liebende Hingabe Jesu erkennen, die er mit seinem Tod uns geschenkt hat. Seine Liebe ist in seinem Leben aufgeleuchtet für alle, die vom Dunkeln umgeben und gefangen sind. Durch seine Lebenshingabe ist die Liebe nicht im Tod geblieben,sondern sie leuchtet durch den Tod hindurch.

Deshalb feiern wir Ostern, auch wenn es in diesem Jahr anders sein wird .

Klaus Hemmerle, der ehemalige Bischof von Aachen, schreibt über das Leuchten der Osterkerze:

Oh, ein Licht mit Nägeln!
So das Kind vor der brennenden Osterkerze.
Die Nägel spüren wir.
Sehen wir das Licht? Sind wir Licht?
Wir sind angenagelt: an uns selbst und an andere,
an unsere Zeit und unsere Verantwortung.
EINER hat sich annageln lassen an unser Kreuz.
Und ER ist nicht von ihm heruntergestiegen.
Angenagelt bis in den Tod.
So ist ERdas Licht geworden,
das durch verschlossene Türen dringt.
ER ist AUFERSTANDEN – und zeigt die Male der Nägel.
Genageltes Licht.
Die Nägel spüren wir.
Sehen wir das Licht? Sind wir Licht.

Osterbrief 1984, aus: Klaus Hemmerle, Gesegnete Zeit – unsere Zeit