Montag, 15. Juni 2020

Normalität fehlt weiterhin

„Eingeschränkter Regelbetrieb“ bringt für Kitas viele Herausforderungen mit sich. Zwei Kita-Leiterinnen aus dem Stadtdekanat Ludwigshafen berichten aus ihrem Alltag.

Anfang Juni sind die Kindertagesstätten vom Notbetrieb in den eingeschränkten Regelbetrieb übergegangen. „Jedes Kind hat dann wieder Zugang zu seiner Kita“, war dazu auf der Homepage der rheinland-pfälzischen Landesregierung zu lesen. Soweit die Theorie – doch die Praxis sieht anders aus.

Verordnungen regeln den Kita-Alltag

Da sind die Corona-Verordnungen vom Land, die Handreichungen vom Bischöflichen Ordinariat, die Erwartungen und auch Nöte der Eltern, die Bedürfnisse der Kinder, das vorhandene Personal und die Räumlichkeiten, Pausenregelungen und Urlaubsanspruch – es sind sehr viele Bälle, mit denen die Leiterinnen und Leiter der Ludwigshafener katholischen Kitas derzeit jonglieren müssen. Und dabei genau wissen: Sie können nicht alle Erwartungen erfüllenn. „Wir fühlen uns wie die eierlegende Wollmilchsau“, bringt die Leiterin der Kita von Herz Jesu im Ludwigshafener Stadtteil Süd, Eva-Maria Uphoff, die Situation auf den Punkt.

Maximal 15 Kinder in einem "Betreuungs-Setting"

Bis Ende Mai haben acht Kinder die Notbetreuung ihrer Kita in Ludwigshafen-Süd besucht. Waren diese unter Beachtung der geltenden Hygienevorschriften und dem vorhandenen Personal gut zu betreuen, weiß Uphoff beim Gespräch mit dem „pilger“ Ende Mai noch nicht, wie der „eingeschränkte Regelbetrieb“ funktionieren soll. Die entsprechende Verordnung kam am 20. Mai. „Mittwochnachmittag vor Christi Himmelfahrt. Durch den Brückentag konnten wir dann erst am Montag mit den Planungen beginnen“, präzisiert sie. Laut Verordnung dürfen ab dem 8. Juni maximal 15 Kinder in einer „Betreuungs-Setting“, wie es im Behörden-Deutsch heißt, betreut werden. Sie dürfen nur in ihrem Raum bleiben und die Kinder der anderen Gruppen nicht treffen, weder im Treppenhaus, bei Bringen und Abholen, noch im Hof. Vieles muss da organisiert werden, unter anderem der Toilettengang, das Bringen mit Fiebermessen und Hän-dewaschen. Spielzeug muss reduziert werden.

Die Landesverordnung greift auch in die Konzeption der Kitas ein. Wie beispielsweise in der Kita St. Bonifaz in Ludwigshafen-Gartenstadt. „Normalerweise dürfen sich die Kinder im ganzen Haus frei bewegen“, berichtet Leiterin Bärbel Wendt. Jetzt müssen sie in ihrer Gruppe und ihrem Raum bleiben.

Eingeschränkter Regelbetrieb muss für jede Kita individuell geregelt werden

Wie es nun konkret mit dem eingeschränkten Regelbetrieb weitergeht, ist von Kita zu Kita unterschiedlich und hängt von den baulichen Gegebenheiten sowie dem zur Verfügung stehenden Personal ab. In der Kita St. Bonifaz beispielsweise können von 50 Kindern 45 wieder in die Kita kommen. 15 ganztags, die anderen 30 sind in zwei Gruppen aufgeteilt und wechseln sich wochenweise ab. Leiterin Wendt hat alle Eltern informiert. Vorrang haben berufstätige Alleinerziehende und Kinder, deren Eltern beide berufstätig sind. Fünf Kinder können gar nicht betreut werden. „Ich hoffe, dass sich hier Freiwillige finden“, sagt Bärbel Wendt.

In der Kita Herz Jesu stellt sich die Lage anders dar: Hier gibt es im Normalbetrieb drei Gruppen mit insgesamt 75 Kindern. Uphoff geht davon aus, dass sie auch im eingeschränkten Regelbetrieb maximal eine Gruppe öffnen kann. Zwar hat sie die entsprechenden Räume, die sogar alle einen eigenen Zugang über die Feuertreppe haben, doch fehlt ihr das Personal: Zwei Erzieherinnen gehören selbst zur Risikogruppe und dürfen nicht am Kind eingesetzt werden, eine Kraft hat das Haus verlassen, eine andere ist noch im Urlaub. Und nicht zuletzt gilt es bei der Personalplanung, das Arbeitsrecht mit Pausen und Urlaubsanspruch zu berücksichtigen. „Wir schauen, was geht. Aber klar ist: Wir können nicht alle Eltern glücklich machen“, weiß sie. Was die Kita-Leiterinnen selber bedrückt, denn aus vielen Kontakten zu den Familien wis-sen sie um deren Belastungen in den letzten Monaten. „Es wäre so wichtig, wieder in den Normalbetrieb zu kommen“, sind sie sich einig.

(Text: Pilger/ako, Bild: pixabay/Evgenii Tscherkaski)