Freitag, 23. November 2018
Sozialtage: Keine Angst vor der Digitalisierung
Jutta Steinruck, seit elf Monaten Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen, ist nicht zum ersten Mal Gast bei der KAB und den Kurpfälzer Sozialtagen; aber diesmal kam sie am Donnerstag, 22. November zum ersten Mal im neuen Amt. Thema des Abends in St. Michael war „Die Veränderung der Arbeitswelt in der Metropolregion und der digitale Arbeitsmarkt“. Über 60 Zuhörer*innen kamen.
Die Oberbürgermeisterin führte aus, dass die Arbeitswelt der Zukunft anders sein wird als heute. Aber wird sie auch besser sein? Werden wir gesünder und selbstbestimmter arbeiten? Werden wir mit 50 Jahren noch einmal etwas Neues machen, den Beruf wechseln oder studieren? Wird unsere Arbeit nur noch von Maschinen gemacht und wir Menschen werden überflüssig oder ermöglichen sie Innovationen und schaffen dadurch sogar neue Arbeitsplätze?
Diese Fragen stellte sie zu Beginn ihres Vortrages und rief dazu auf, diesen Veränderungen angstfrei zu begegnen. Jeder industriellen Revolution der Vergangenheit wurde zwar mit Skepsis begegnet, aber immer hätten Menschen sie gestalten können. „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen“, so Steinruck, „dann werden wir hier neue Chancen und Möglichkeiten haben.“ Im Sozial- und Arbeitsrecht müssten Rahmenrichtlinien erarbeitet werden, dass die Menschen auch eine Anlaufstelle haben, wenn sie als „Klick-‚ oder ‚Crowd-Worker“ arbeiten und Ungerechtigkeiten erfahren.
Diese Fragen werden uns in Zukunft beschäftigen. Ein Begriff der über allem schwebt ist ‚Arbeit 4.0‘ – also welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitswelt hat und wie dieser Strukturwandel gestaltet werden kann.
Die ehemalige Europaabgeordnete und DGB-Vorsitzende plädierte für starke Interessensvertretungen wie Gewerkschaften und Unternehmerverbände und beklagte, dass weniger als 50 Prozent der Beschäftigten in der „analogen“ Welt noch tarifvertraglich gebunden sind. „Wenn wir nicht schaffen, diese umzukehren“, so Steinruck, „dann werden wir die Digitalisierung in der Arbeitswelt nur schwer gestalten können.“ Trotzdem ermutigte sie die Zuhörer, angstfrei den Veränderungen zu begegnen und sie mitzugestalten. Europa- und weltweit müssten Regelungen getroffen werden und Steueroasen ausgetrocknet werden.
Was wollen die „Sozialtage“?
Seit dem Jahr 2000 führen das Referat Arbeitnehmerseelsorge und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Region Rhein-Neckar ein Gesprächs- und Begegnungsforum zwischen Vertretern aus Politik, Kirche, Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaft und Kunst durch. Die Kurpfälzer Sozialtage wollen einen Beitrag zur Meinungsbildung über aktuelle Reformen und Problemstellungen in der Metropolregion, in unserem Land und in Europa leisten. Bei jeder Veranstaltung soll es ausreichend Zeit für spannende Gespräche und Begegnungen mit den Referenten und Besuchern geben.
Mit der Veranstaltungsreihe versuchen das Referat Arbeitnehmerseelsorge und die KAB in der Metropolregion Rhein-Neckar den Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen fortzuführen, um gemeinsam Vorschläge für eine gerechtere und zukunftsfähige Gesellschaft machen zu können, damit den Menschen in unserem Lande und weltweit Hoffnung gegeben werden kann auf eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit.
Text: Ulf Bergemann, KAB-Diözesansekretär
Auf dem Foto (© Helmut Roos): Initiatoren und Veranstalter: v.l.: Ulf Bergemann, Michael Diehl, Jutta Steinruck, Reinhard Siegel und Uwe Terhorst
Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler war beim Dialogabend im Speyerer Priesterseminar anlässlich der Kurpfälzer Sozialtage zum Thema „Arbeit.Macht.Sinn.“ zu Gast. Den Bericht dazu lesen Sie hier.