Donnerstag, 21. Januar 2016

Fahrradwerkstatt im Caritas-Förderzentrum St. Martin

Das Caritas-Förderzentrum St. Martin für wohnsitzlose Männer hat eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. „Chef“ darin ist Jürgen Berberich, ein Bewohner des Hauses. Die Werkstatt gehört zum Verbund „Mit Rad und Tat“ in Ludwigshafen und hat das Ziel, Flüchtlingen und sozial benachteiligten Menschen ein eigenes Fahrrad zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus geht es aber für Stefan Syren, Leiter von St. Martin, auch darum, den Bewohnern des Hauses im Hinblick auf ihre Tagestruktur eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Auch die Empfänger der Fahrräder dürfen und sollen Hand anlegen, die gespendeten Fahrräder selbst herrichten und Jürgen Berberich helfen.

„Bisher haben wir noch nicht genügend Fahrräder gespendet bekommen“, bedauert Stefan Syren. Er rechnet aber damit, dass sich das ändert, sobald das Angebot bekannter wird. Pfarrer Stefan Bauer, Mitorganisator des „Treff Global“ im Hemshof, hat dafür Platz geschaffen. Im Gemeindehaus der Apostelkirche können die Fahrräder abgegeben werden.

Die reparierten Fahrräder werden nicht umsonst weitergegeben, betont Hannele Jalonen, Integrationsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen. Entweder kosten sie zehn Euro, oder die Empfänger legen bei der Reparatur selbst Hand an. So verlangt es die Konzeption von „Rad und Tat“, die für alle Fahrradwerkstätten in Ludwigshafen gilt. Für Stefan Syren hat das vor allem Vorteile, unter anderem: „Die Menschen möchten ja etwas tun und raus aus der Almosensituation.“

„Rad und Tat“ hat verschiedene Ziele: So werden die Flüchtlinge mobil in der Stadt, lernen die Stadt kennen, können Sprachkurse besuchen; flankierend gibt es die Möglichkeit der Verkehrserziehung. Sozial benachteiligte Menschen haben die Chance auf Teilhabe in der Stadt; und diejenigen, die in der Werkstatt arbeiten, führen eine sinnvolle Arbeit aus.

Jürgen Berberich auf jeden Fall ist froh über die Werkstatt. Der gelernte Elektriker repariert Fahrräder, seit er zwölf Jahre alt ist. Er macht alles, was mit überschaubarem finanziellem Aufwand zu machen ist – Bremsen, Beleuchtung, Reifen und Fahrradschläuche beispielsweise. Für knifflige Aufgaben hat er „ein schlaues Buch“, in dem alles genau beschrieben ist. „Aber bisher hab ich noch jedes Fahrrad hinbekommen“, sagt er. Dass er die Werkstatt mit so viel Engagement betreut, ist laut Stefan Syren ein „Glücksgriff“.

Möglich geworden ist die Einrichtung dank einer Nachlassspende. Der Betrieb wird finanziell unterstützt durch eine Spende der BASF SE. „Das gemeinsame Wirken von Ehrenamtlichen, sozial benachteiligten Menschen und Flüchtlingen ist für uns dabei ganz zentral“, betont Beate von Borcke vom Bereich Spenden und Sponsoring der BASF SE.

Durch die Errichtung der Fahrradwerkstatt  wird der Platz auf dem Gelände von St. Martin so langsam knapp: So gibt es bereits den „kleinen Martin“, eine Hütte, in der Bewohner Holzarbeiten durchführen können, sowie einen Spieletreff; darüber hinaus haben die Männer die Möglichkeit, sich in der Hauswirtschaft oder bei der Grünflächenarbeit einzubringen.

Fahrradabgabe bei der Apostelkirche, Rohrlachstr. 68: montags, mittwochs und freitags von 10 bis 12 Uhr; Telefon: 0621-513175