Sonntag, 10. Mai 2020

Mut zum ersten Schritt

Bild: pixelio/Willi Heidelbach

Beginnen heißt nicht gewinnen - oder doch? Darüber schreibt Pfarrer Udo Stenz in seinem Impuls.

Liebe Mitchristen, 

manchmal ist es nicht klug, die Initiative zu ergreifen und der erste zu sein. Manchmal ist es von Vorteil, erst mal abzuwarten, was der andere macht und was sich so ergibt. Beginnen heißt nicht immer gewinnen. Hobbyschachspieler etwa behaupten manchmal „Weiß beginnt, Schwarz gewinnt“. Beim Mikado ist der Anfang am schwierigsten. Und pfiffige Juristen gestalten Verträge möglichst so, dass der eigene Mandant im Konfliktfall die Beklagtenposition hat. Dann muss nämlich der andere sein Recht geltend machen und ggfs. einen mühsamen Prozess anfangen und das damit verbundene Risiko eingehen.

Gott denkt nicht so.Er ergreift schon immer die Initiative, er fängt immer an. Er macht den Anfang mit der Schöpfung. Er geht immer wieder – so erzählt es die Bibel – auf die Menschen zu. Er macht einen neuen Anfang in Jesus Christus und damit auch unermüdlich mit jedem von uns. Auch das kommt zum Ausdruck in dem Bekenntnis: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,16).

Daran sollen auch wir unser Verhalten messen. „Die Liebe sucht nicht ihren Vorteil“ (1 Kor 13,5); daher kann sie riskieren, den ersten Schritt zu machen, auch wenn nicht absehbar ist, was danach kommt.

Bisweilen sind Beziehungen festgefahren und insgeheim sehnt man sich danach, dass wieder etwas in Bewegung kommt, hat jedoch nicht den Mut zum ersten Schritt. Liebe lebt indes vom Anfangen, nicht nur vom Reagieren. Übrigens: Gott selbst hat ja immer schon vorher den neuen Anfang mit uns gemacht. Er ist sozusagen der erste Erste. Dann dürfen wir den Mut haben, der zweite Erste zu sein.   

Ihr Pfarrer

Udo Stenz