Freitag, 25. Dezember 2020
Die "Freiburger Münsterkrippe"
Markus Trescher aus Maudach, ein passionierter Krippenbauer, hat die Geburt Jesu in diesem Jahr in der zerstörten Stadt Freiburg angesiedelt. Lesen Sie, warum er diese ungewöhnliche Szenerie gewählt hat.
2020 begehen wir den 75. Jahrestag der Kapitulation des Deutschen Reiches. 75 Jahre leben wir in Westeuropa in Frieden und einem Wohlstand, den noch keine vorhergehende Generation gekannt hat. Keinem Teil der Erde geht es so gut wie uns.
Am 27. November 1944 schickt die Großmutter meinen Vater kurz vor dem Angriff ins Münster, das von seiner Wohnung 700 m weit weg liegt. Er solle für die Familie beten, dies wäre dringend notwendig. Der Angriff beginnt noch während er ins Münster läuft. Er kann den Flügel des Eingangsportales gerade noch gegen den Luftdruck öffnen. Kurz darauf beginnt das Blei zwischen den Behelfsglasfenstern des Münters (die wertvollen Glasfenster des Mittelalters sind eingelagert) durch die Flammen der brennenden Häuser zu schmelzen und brennend auf den Boden zu tropfen. Die meisten der Geflüchteten fliehen wieder aus dem Münster und kommen aber fast alle um. Mein Vater kauert mit ein paar anderen Bürgern auf dem Boden im Münster und wartet den Morgen ab. Ein Volltreffer hat das Haus der Familie meines Vaters zerstört und die die Familie ausgelöscht.
Das Foto des Hintergrundes wurde am 30. November 1944 erstellt.
Sind wir nicht alle Flüchtlinge?
Die Heilige Familie ist in dieser Krippe als Flüchtlinge dargestellt, was sie auch damals tatsächlich waren. Josef stärkt sich in einer Pause in der Ruine. Er hält das Kind geborgen in seinem Arm. Maria schenkt Josef Wasser in seinen Becher. Die Menschwerdung Gottes ist für uns Christen das größte Geschenk und die große Hoffnung auf unseren Erlöser. Diese Geborgenheit strahlt der Ruheraum der Hl. Familie aus. Am Baum vor der Ruine beobachtet ein Flüchtling das Geschehen.
Gerade in diesen schwierigen Zeiten dürfen wir trotzdem das Kommen des Herrn feiern. Dies ist ein so großes Geschenk, dessen sollten wir uns bewusst sein!
Markus Trescher