Montag, 27. März 2017
Förderkreis Rwankuba hat in 30 Jahren viel erreicht
Der Förderkreis Rwankuba des Arbeitskreises Weltkirche Ruanda blickt auf 30 Jahre Partnerschaft mit Rwankuba in Ruanda. „In den vergangenen 30 Jahren hat sich in Ruanda sehr viel ereignet. Besonders in Rwankuba haben wir sehr viel bewirkt und dabei auch einiges gelernt. Ich danke allen, die sich für die Partnerschaft auf Augenhöhe einsetzen“, sagte Marlene Schneider, seit 2001 Vorsitzende des Förderkreises Rwankuba.
Mit einem Gottesdienst und einer anschließenden Feierstunde begingen die katholischen Pfarrgemeinden St. Michael und St. Joseph im Pfarrzentrum St. Michael das Partnerschaftsjubiläum. Die Partnerschaft zwischen Rwankuba und St. Michael besteht seit 1986, die mit St. Joseph seit 2000. In den vergangenen 30 Jahren gingen mehr als 600 000 Euro Spenden der 85 Mitglieder sowie zahlreicher Sponsoren an die Großpfarrei Rwankuba. Diese besteht aus dem Zentrum Rwankuba und elf Unterzentren. Im Zentrum gibt es eine Kirche, einen Kindergarten, eine Grundschule, eine weiterführende Schule mit Internat (600 Schüler) und ein Gesundheitszentrum mit 50 Betten, einem Ernährungszentrum, einer Schreinerei sowie einem Näh- und Kartenatelier. Die zwölf Grundschulen haben zusammen 7000 Schüler.
In einem Brief berichtete Marlene Schneidervorab davon, was sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat: „In den vergangenen 30 Jahren hat sich in Ruanda sehr viel ereignet. Glücklicherweise hat sich die Situation nach dem Völkermord zum Positiven hin verändert. Ruanda hat mittlerweile eine Einschulungsrate von nahezu 100% und ein Krankenversicherungssystem, welches heute 91% der rund 13 Mio. Einwohner abdeckt. Das ist einmalig in Afrika!
Die durchschnittliche Geburtenrate ist von 5,6 auf 4,5 Kinder gesunken – dank intensiver Aufklärung durch die Gesundheitszentren. Die Zahl der Ruander, die in völliger Armut leben, sank von 44% der Bevölkerung im Jahr 2011 auf 39% im Jahr 2014, während das durchschnittliche Wirtschaftswachstum von 2001 bis 2015 bei satten 8% lag. Diese Erfolgsgeschichte wird vor allem dem Präsidenten des Landes, Paul Kagame, zugeschrieben. Er hatte einst als Rebellenführer den Völkermord beendet und regiert seither mit starker Hand. Die Korruption in Ruanda ist eine der niedrigsten in ganz Afrika und Gesetze werden dort nicht nur verabschiedet, sondern auch durchgesetzt.
Zwischen 30 und 40% des ruandischen Budgets stammen aus dem Ausland in Form von Zuschüssen. Das macht die ruandische Wirtschaft, die nach wie vor zu 90% aus landwirtschaftlicher Subsistenzwirtschaft besteht, extrem anfällig. Aus dieser Abhängigkeit herauszukommen ist das erklärte Ziel der Regierung Kagame. Ruanda ist der ostafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten. Die Regierung bekennt sich zu einer investorenfreundlichen Marktpolitik.
Einer der größten Devisenbringer des Landes ist der Tourismus, weil die Regierung Reisen zu den Berggorillas geschickt vermarktet. 750 Dollar kostet ein Besuch bei den großen Primaten – und die Nachfrage ist groß!
Was in den städtischen Strukturen bereits erkennbar ist, ist auf dem Land - auf den Hügeln -, wie man in Ruanda sagt, noch nicht angekommen. Rwankuba jedoch hat von unserer Hilfe sehr stark profitiert: Schulen wurden nach und nach renoviert, mit Regenwasserzisternen und Latrinen versorgt. Kindergärten wurden ausgestattet und die Erzieherinnen erhielten jährlich eine Schulung. 2016 bekamen die Kinder des Kindergartens Rwankuba Centre ein Karussell und eine Rutsche für das Außengelände gesponsert.
Die Krankenstation wurde modernisiert, freundlicher und heller gestaltet. Für die Armen der Bevölkerung haben wir teilweise die Krankenversicherung übernommen. Eine Zahnarztgruppe aus NRW hat sich Rwankuba ausgesucht um den Schülern nachhaltige Zahnprophylaxe zu vermitteln.
2016 wurde das Dach des Schwesternhauses erneuert, nachdem bereits erhebliche Wasserschäden vorhanden waren. Die Kirche wurde nach einem Erdbeben wieder aufgebaut. Ein Allzwecksaal wurde errichtet und dient heute vielseitigen Veranstaltungen. Die Schreinerei, die wir eingerichtet haben, fertigt nach wie vor kleine Möbelstücke auf Bestellung an.
Gemeinsam mit der Albert-Schweitzer-Schule in Ludwigshafen unterstützten wir den Bau von zwei Regenwasserzisternen an der Partnerschule Karushashi. Die Schule Kiruku wurde mit neuen Schulbänken versorgt und erhielt von ihrer Ludwigshafener Partnerschule, der Karolina-Burger-Realschule, eine Küchenausstattung. Die Internatsschule Rwankuba wurde dank einer Schulpartnerschaft mit der IGS Ludwigshafen-Gartenstadt vielseitig unterstützt. So wurden Matratzen finanziert, damit die Schüler diese nicht jedes Mal vor und nach den Ferien transportieren müssen. Musikinstrumente wurden finanziert und der Volleyballplatz instand gesetzt. Rund 40 Internatsschüler haben einen „Club Jumelage“ gegründet und halten Kontakt mit den Schülern der IGS LuGa. Auch eine Näh- und Bastelgruppe hat sich etabliert.
Ein weiteres Projekt für dieses Jahr soll die Terrassierung eines Hanges sein, der bei Starkregen im vergangenen Jahr abgerutscht war. Ebenso sollen Regenwasserzisternen das Wasser sämtlicher Dächer im Schulgelände auffangen. Ein marodes Gebäude muss dringend eine Dachsanierung erhalten.
Nach wie vor unterstützen wir Kinder, die gute Noten aufweisen, jedoch aus Armut oder fehlender Familie keine weiterführende Schule besuchen können. Wir übernehmen das Schulgeld, die Unterkunft im Internat, die Mahlzeiten, die Krankenversicherung, die Schuluniform, sowie Hefte und Stifte. Pro Kind und Jahr sind dies zurzeit 200 bis 250 Euro, je nach Kursschwankung. Ein Schüler schrieb, dass er auch einmal Kinder unterstützen wird, wenn er Geld verdient, damit sie zur Schule gehen können. Er findet unser Engagement großartig und fühlt sich zu großem Dank verpflichtet.
Desweiteren fördern wir durch den Verkauf von bestickten Tischdecken und Kissen auch eine kleine Gruppe von Witwen und mittlerweile auch zwei Behinderte, die sich mit dem Sticken ihren Lebensunterhalt verdienen.
Mit Hilfe von Spenden konnte also schon manch einem Ruander eine Zukunftsperspektive ermöglicht und/oder zu einem menschenwürdigerem Leben verholfen werden. Die Mitglieder des Arbeitskreises Weltkirche engagieren sich alle ehrenamtlich. Das Spendengeld wird zweckgebunden übermittelt und kommt zu 100% ohne Abzug, dank der Partnerschaft des Landes RLP mit Ruanda, am Bestimmungsort an.“
„Jetzt müssen wir in Zukunft in Weiterbildung, Berufsausbildung und Schaffung von Arbeitsplätzen investieren“, so Schneider. Darüber hinaus wünscht sie sich neue Mitglieder für den sehr lebendigen Förderkreis.
In den Grußworten lobten Rolf Meier, Abteilungsleiter im Innenministerium von Rheinland-Pfalz, Richard Auernheimer, Staatssekretär a. D. und Vorsitzender des Vereins Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda und Ortsvorsteherin Rita Augustin-Fuck das riesiege Engagement dafür, dass der der Förderverein den Menschen in Ruanda eine Zukunft und eine Perspektive bieten.
Foto ©: Horst Heib