Freitag, 13. März 2015

„Mit den alten Menschen ist es nie langweilig“

Moaweya Arouf kommt aus Syrien. Der 25jährige Flüchtling lebt seit Juli 2014 in der Bayreuther Straße und besucht seit Oktober einen Sprachkurs, der von der Organisation „teachers an the road“ kostenlos angeboten wird. Seine Deutschkenntnisse haben sich seither sehr gut entwickelt. Aber dem jungen Mann ist es langweilig. Außerdem hat er in seiner Heimat einen Beruf erlernt, der ihm sehr viel Arbeit macht: Er ist Krankenpfleger.

Seit Anfang Februar kann er seine Kenntnisse endlich einbringen: Er hat einen Praktikumsplatz im Caritas-Altenzentrum St.Josefspflege erhalten. Zweimal in der Woche und das gesamte Wochenende arbeitet er jetzt hier, 28 Stunden insgesamt. Und die Mitarbeiterinnen sind froh über die Unterstützung, „auch weil er der einzige Mann im Team ist“, wie Wohnbereichsleiterin Christa Marcone lachend erzählt. Und so bezieht der junge Mann Betten, unterstützt bei der Medikamentengabe, begleitet Bewohner zur Toilette und hilft bei der täglichen Pflege; er reicht Essen und Trinken und beteiligt sich mit viel Spaß daran, wenn in der Wohngruppe gesungen wird oder Bewegungseinheiten angeboten werden: „Mir gefällt das alles sehr gut“, strahlt er.

Grund zur Freude hat er noch aus einem anderen Grund: Er hat gerade einen neuen Pass bekommen und damit verbunden eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung. Das bedeutet, dass er jetzt offiziell einen Sprachkurs besuchen darf – und dann geht er wieder zur Schule. Denn Arouf möchte auch in Deutschland in seinem gelernten Beruf arbeiten. Einige Unterschiede in der medizinischen Behandlung hat er schon kennengelernt – und verinnerlicht. „Er lernt sehr schnell, auch die Sprache“, lobt Bereichsleiterin Marcone. Sie und ihre Kolleginnen, erzählt sie, weichen hin und wieder ins Englische aus, „und so frischen wir unsere eigenen Sprachkenntnisse auf.“

Auch die Bewohnerinnen und Bewohner haben Arouf schnell ins Herz geschlossen. Sie scherzen mit ihm, und die Sprachbarrieren machen ihnen nichts aus. „Da er ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch ist, haben sie von Anfang an keine Vorbehalte gehabt“, sagt die „Chefin“. „Ich mag es, anderen Menschen zu helfen, und mit den alten Menschen ist es lustig, nie langweilig“, erzählt Arouf noch – und dann macht er sich auf den Weg mit einem Zettel in der Hand, auf dem geschrieben steht, in welchen Zimmern er an diesem Nachmittag die Betten frisch beziehen soll. Auch wenn er eigentlich gerne mit den alten Menschen ein wenig tanzen und singen würde – eine spontane Aktion zur Kaffeezeit im Wohnbereich – ist es für ihn wichtig, dass er zuverlässig die Aufgaben erledigt, die ihm aufgetragen werden.

Angesichts der guten Erfahrung, die das Altenzentrum mit ihm gemacht hat, kann sich die Leitung gut vorstellen, nach ihm weiteren Flüchtlingen diese Chance zu geben, um ihnen die Integration zu erleichtern. Angesichts von zehn Nationalitäten, die schon jetzt im gesamten Mitarbeiterteam vertreten sind, passt das auch sehr gut.