Montag, 20. Februar 2017

Feindesliebe: „Die radikalen Positionen der Liebe“

Dem Feind die andere Wange hinzuhalten, ermutigt ihn, noch einmal zuzuschlagen. So lautet die Kritik gegen Jesu Aufforderung zur Feindesliebe, Wer zur Gewalt greift, dem muss energisch Einhalt geboten werden. Doch dann bleibt der Feind der Feind – um diese Kettenreaktion zu durchbrechen, darf der Andere nicht mehr Feind sein wollen. Das erreicht nur die Liebe.

Mit diesen Sätzen beginnt das Vorwort von Diakon Detlef Sieben in der Pfarrei-Info der Pfarrei Heilige Katharina von Siena. Er schreibt weiter:

Liebe Mitchristen,
viele Dinge bewegen und treiben uns im Moment:
- die Unsicherheiten durch die amerikanische Regierung
- die Fragen der Flüchtlingskrise
- die vielen anscheinend „Vergessenen“ in unserer Gesellschaft
- die kommenden Fastnachtstage
- die bevorstehende Fastenzeit
- alles, was das Leben so außergewöhnliches mit sich bringt
- und dann noch alles, was das Leben für uns bereithält.

Veränderungen stehen uns bevor – ein ganz normaler Vorgang im Leben und bestätigt durch die Historie. Es sind Veränderungen auf dem Lebensweg in zweifacher Hinsicht: durch außen – weil sich das Umfeld verändert, aber auch von innen – weil wir uns verändern. Wir reagieren auf die Veränderungen des äußeren Umfelds. Die Bandbreite der Menschen reicht vom Protest bis zur stoischen Annahme, von Gewalt bis zur Gleichgültigkeit, als jeweils radikale und egoistische Außenpositionen, von weltweiten Terroranschlägen bis direkt an unsere Haustür, sowie Depression bis hin zur Lebensmüdigkeit.

Nicht nur aus menschlicher Hinsicht sind diese Positionen zu verurteilen, nein auch als Christen müssen wir diese radikalen Reaktionen ablehnen. Als Christen sind wir sozusagen verpflichtet, auch diesen Menschen unsere Hilfe anzubieten, wir haben den Auftrag unser Leben in den Dienst des Nächsten zu stellen. Die Verbundenheit mit Gott und seine Zusage für das Leben lässt uns dabei zuversichtlich durch das Leben gehen und auch in Veränderungen des Lebens treu an der Seite Gottes und den Nächsten stehen. Zumindest sollte das so sein. Fragen und Zweifel bleiben oder kommen immer wieder auf. Auch das ist eine ganz normale menschliche Reaktion.

Bereits zu Zeiten von Jesus waren die Menschen unsicher, wie sie reagieren sollten und was sie tun sollten. Er macht in den Evangelien die Aussage: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser ist – und gebt Gott, was Gottes ist.“

Im Vertrauen auf Jesus und Gott können wir durchs Leben gehen.In jedem Gebet und Gottesdienst stärken wir uns für dieses Leben gemeinsam mit Gott in dieser Welt und bringen immer wieder das, was uns bewegt vor Gott, in der Hoffnung, dass er uns hilft unser Leben zu bestehen – und auch das unserer Nächsten.

Standhaft bleiben im Leben, vertrauend auf Gottes Hilfe, und mit solidarischer Aufmerksamkeit dem Nächsten gegenüber, mit unbändiger Lebensfreude und Mut zur Demut, so dürfen wir als Christen durch das Leben gehen und an der Gestaltung unserer Umwelt und Gesellschaft mitarbeiten.
Auch das sind radikale Positionen – aber es sind die radikalen Positionen der Liebe.

Bild © Martin Manigatterer In: Pfarrbriefservice.de