Dienstag, 16. Oktober 2018

10 Jahre Auseinandersetzung mit der Endlichkeit

Im Januar 2008 gegründet, hat sich das Bildungswerk Hospiz Elias Ludwigshafen zum Ziel gesetzt, an der Hospizarbeit Interessierten qualifizierte Fortbildungen, Workshops, Vorträge etc. anzubieten. Insbesondere medizinisches und pflegerisches Fachpersonal profitiert seit mittlerweile zehn Jahren von den Bildungsangeboten. Aber auch die Öffentlichkeit möchte das Team rund um die Leiterin Miriam Ohl sensibilisieren, sich mit den Themen Leben, Sterben und Tod auseinanderzusetzen. Ein selbstgewählter Auftrag, der voll und ganz erfüllt wird: zwischen 20 und 100 Teilnehmer (Betroffene, Interessierte und Fachleute) kommen zu den Veranstaltungen. Die Themen reichen von Kultur, über Workshops aus der Praxis bis zu Letzte Hilfe Kursen.  

Jetzt feiert diese außergewöhnliche Bildungseinrichtung, die bereits drei Jahre nach Eröffnung des Stationären Hospiz Elias an den Start ging, ihren zehnten Geburtstag mit einem Fachtag am 27. Oktober 2018 von 10 bis 14.30 Uhr im Ernst-Bloch-Zentrum. „Hoffnung“ und „Haltung“, darum geht es in den Beiträgen der Psychologin und Psychoonkologin Tonja Deister und der Krankenschwester und Sozialarbeiterin Miriam Ohl. Wie umgehen, mit dem Wunsch zu hoffen? Was trage ich wie an den geliebten sterbenden Menschen heran, welche Haltung nehme ich ein? Denn Hospizarbeit sei zu 20 Prozent Wissen und der Rest Haltung, zitiert Miriam Ohl den Soziologen und Theologen Andreas Heller.  

Im Anschluss daran spricht die Palliativmedizinerin Dr. med. Stefanie von Engelmann zu „Rechtssicherheit bei medizinischen Entscheidungen am Lebensende“. Was besagt die aktuelle Rechtslage, wenn es um die Arbeit im Zwischenbereich von Intensiv- und Palliativmedizin geht? „Therapeutisch tätige Mitarbeiter in Einrichtungen des Gesundheitswesens sind darüber oft nicht ausreichend informiert“, so Ohl. Danach runden gemeinsame Gespräche und ein gegenseitiges Kennenlernen bei einem Imbiss das Festprogramm ab. 

10 Jahre Bildungswerk – 10 Jahre gegen das Schweigen 

Sprache dort einsetzen, wo Stille einengen und ängstigen kann. „Darum ging es uns“, erinnert sich Miriam Ohl. „Wir wollten die Themen Sterben, Tod und Trauer aus der Tabu-Ecke holen, ihnen Gehör verschaffen“, erinnert sich die Leiterin des Bildungswerks. Gemeinsam mit Hospizleiter Rolf Kieninger hat sie im Jahr 2008 das Bildungsangebot initiiert. Den Anstoß dazu gaben jene Menschen, die bis dahin im Hospiz begleitet wurden. Unterstützt wurde das Engagement durch die Geschäftsführung der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH. Die gGmbH finanziert als Trägerin des Hospizes auch den Stellenanteil der Leitung des Bildungswerks und unterstützt Mitarbeitende, die als Referenten und Dozenten agieren. Darüber hinaus werden die Veranstaltungen durch Spenden sowie Beiträge des Fördervereins Hospiz ermöglicht.  

Dass man mit den Angeboten einen Bedarf der Menschen abdeckt, der oftmals nur schwer Gehör findet, merkt Miriam Ohl an der stetig steigenden Resonanz. „Manchmal werden sogar konkret Wünsche zu Themen geäußert“, berichtet die Leiterin des Bildungswerks Hospiz Elias. „Workshops mit einer maximalen Teilnehmerzahl sind immer öfter frühzeitig ausgebucht“. Auch die Palette der Veranstaltungen hat sich seit den Anfängen kontinuierlich erweitert. „In diesem Jahr konnten wir auch erstmals eine gemeinsame Exkursion durchführen.“ Es gibt Pläne für die Zukunft. Seit gut einem Jahr steigen die Anfragen von Pflegeheimen, Krankenhäusern, Pflegediensten, Hospizgruppen und Einrichtungen nach Fortbildungen und Vorträgen zum Umgang mit Menschen mit Behinderungen deutlich an. Dieses Angebot soll deshalb zeitlich und inhaltlich ausgebaut werden. 

Aus lebenslangem Lernen wird gemeinsames Wissen 

Menschen bleiben neugierig und wissbegierig bis zuletzt. „Wir alle lernen stetig und wir können dieses Wissen weitergeben – oder es ignorieren“, so Ohl. Mitunter erleben Angehörige einen Sterbeprozess, sie lernen Pflegehandlungen, die sie vorher nicht für möglich gehalten hätten, und sie stehen vor der Herausforderung – vielleicht zum ersten Mal – für sich selbst zu sorgen. Auch Mitarbeiter aus der Pflege erhalten dank des Bildungswerks neues Wissen, Kompetenzen und Fertigkeiten und lernen dabei aus dem Handeln, Verhalten und Empfinden anderer Menschen. 

Das macht das Bildungswerk Hospiz Elias zu einem Ort der Begegnung, der mit lebensbegleitender und lebensfördernder Bildung einen Beitrag zu mehr Menschlichkeit und Empathie in der Gesellschaft leistet. „Wir wecken Engagement zur professionellen Mitgestaltung und Verbreitung der Hospizidee und der Palliativmedizin“, so Hospizleiter Rolf Kieninger, der stolz zurückblickt auf das bisher Geleistete und zugleich betont, dass „wir, Miriam Ohl und unser Team des Hospiz Elias noch viel vor haben in der Zukunft“. 

Die Jubiläumsveranstaltung ist kostenfrei und erfordert keine Anmeldung. Weitere Informationen unter www.hospiz-elias.de  

Für Rückfragen erreichen Sie die Leitung des Bildungswerk Miriam Ohl unter miriam.ohl@hospiz-elias.de

Text: Katja Hein, St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH
Bild ©  Theresia Bongarth in:Pfarrbriefservice.de