Samstag, 04. Februar 2023
Eine Einladung zum Perspektivwechsel
Christlich-muslimische Begegnungen mit lebensnahen Themen – nächster Termin am 15. Februar
Sie sind ein Beitrag zur Integration: die christlich-muslimischen Begegnungen, zu denen der Ludwigshafener Kulturverein Fontäne und die Pfarrei Hll. Petrus und Paulus seit 2020 einladen. Schon 21 Mal haben die Treffen stattgefunden – immer online. Für den 12. April ist nun erstmals eine persönliche Begegnung geplant.
Versöhnung und Vergebung, Gottesbeweise, Gesundheit und Krankheit oder das Paradies in Christentum und Islam – es ist eine große Bandbreite an Themen, die bei den christlich-muslimischen Begegnungen schon behandelt wurden. „Die Themen sind immer nah bei den Menschen, das macht das Angebot so spannend“, sagt Chris Ludwig, die die Begegnungen moderiert. Bei den monatlichen Online-Treffen geben Vertreter*innen der christlichen und muslimischen Religion jeweils einen kurzen inhaltlichen Impuls, danach ist Raum für Fragen und Diskussionen. Der Abend endet mit einem gemeinsamen Gebet. „Die Teilnehmenden kommen auch untereinander ins Gespräch, die Chat-Funktion wird viel genutzt“, berichtet Alban Meißner, leitender Pfarrer der Pfarrei Hll. Petrus und Paulus.
Entstanden sind die Online-Begegnungen während der Pandemie. Der Anlass waren die islamistischen Anschläge in Paris und Wien. „Wir haben überlegt, was wir gemeinsam tun können, um einen Dialog zu fördern, damit sich beide Seiten annähern“, blickt Fazil Degirmenci, Vorsitzende des Ludwigshafener Vereins „Fontäne-Kulturzentrum“ mit Sitz in der Wredestraße zurück. Schon zuvor hatte es Kontakte zwischen Alban Meißner und dem Vorsitzenden gegeben. „Wir sind ja quasi Nachbarn“, sagen die beiden.
Was zunächst für sechs Monate geplant war, wurde schnell zu einem erfolgreichen Format. Von Beginn an waren es über 30 Personen, mittlerweile nehmen an den monatlichen Treffen durchschnittlich rund 40 Menschen teil. Bei einzelnen Veranstaltungen waren es sogar schon 80 Interessierte. „Durch das Online-Format haben wir auch Teilnehmer*innen aus anderen Städten, sogar aus dem Ruhrgebiet“, sagt Fazil Degirmenci.
Die Begegnungen seien eine Bereicherung, sind sich die vier Organisator*innen einig. „Ich lerne jedes Mal etwas Neues“, sagt Alban Meißner. Die Veranstaltungsreihe solle Verständnis wecken und Neugier befrieden. Imam ergänzt: „Der Dialog erweitert meinen Horizont, gibt mir Blickpunkte, die ich noch nicht hatte, und stillt meine Neugier. Ich lerne viel dazu“. Miteinander reden und voneinander lernen – so lassen sich die Ziele auf den Punkt ringen.
Für Chris Ludwig sind die Begegnungen eine Einladung zum Perspektivenwechsel: „Ich wünsche mir, dass Menschen nicht nur aus rein religiösem Interesse kommen, sondern aus Interesse am gesellschaftlichen Zusammenleben“, sagt sie. Integration könne nur gelingen, wenn man über Religion redet, betont Alban Meißner. Daher seien die Begegnungen ein klarer Beitrag zur Integration.
Über eines ist sich das Organisationsteam sicher: Die Themen gehen ihnen nicht aus. So geht es bei der nächsten Online-Begegnung am 15. Februar um 19 Uhr passend zur närrischen Zeit um das Thema „Humor als Geschenk Gottes“. „Und für den Internationalen Frauentag am 8. März haben wir etwas Besonderes geplant: Zwei Theologinnen werden über das Frauenbild in beiden Religionen sprechen“, sagt Chris Ludwig. Ganz besonders freuen sich alle auf die erste persönliche Begegnung am 12. April, wenn nach den Vorträgen und der Diskussion über Speisevorschriften in den Religionen zusammen das Fasten der Muslime bei Sonnenuntergang gebrochen wird. (ako)
Mehr Informationen im Internet unter www.fontaene-ev.com und www.petrus-und-paulus.de.
Bild (Kath. Dekanat): Das Organisationsteam der christlich-muslimischen Begegnungen (von links): Alban Meißner, Chris Ludwig, Eset Mavinehir und Fazil Degirmenci.